Hausstaub, die unterschätzte heimliche Gefahr

Wer wischt schon gerne Staub? Ich nicht, da bin ich ehrlich. Aber was sein muss, muss sein, besonders wenn man heftig auf Hausstaubmilben reagiert. Die Milben sind allerdings nicht das einzige Problem und vor allem nicht das Größte.

Hausstaub ist keine Angelegenheit, die nur für Hausfrauen relevant ist, denn außer dem Ärgernis, dass er ständig beseitigt werden muss, kann er auch eine der größten Schadstoffquellen für die ganze Familie darstellen. Er bietet ein willkommenes Reservoir u. a. für Schwermetalle, Antiflammschutzmittel, Pestizide und Weichmacher. Insbesondere Kinder sind gefährdet, denn sie haben direkten Kontakt, da sie oft auf dem Boden spielen und auch Dinge in den Mund nehmen. Weil Kinder noch in der Entwicklungsphase stecken, kann Schadstoffbelastung zu erheblichen Auswirkungen, insbesondere auf deren Nervensystem führen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich ihre Körperorgane ebenfalls noch in der Entwicklungsphase befinden, einschließlich der Organe, die Schadstoffe entgiften. Chemikaliensensible und Allergiker stellen eine weitere Risikogruppe dar.

Belastungsquelle im Haushalt: Staub
In Kanada wurde im vergangenen Jahr eine staatliche Studie mit vierjähriger Laufzeit über Hausstaub gestartet. (1) Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die ganze Problematik, die mit dem Staub in unseren Häusern verbunden ist, allgemein sehr unterschätzt wird. Möbel, Elektronikgeräte, Baumaterialien, selbst Spielzeug haben eines gemeinsam. Sie gasen ständig darin enthaltene Schadstoffe aus. Diese werden im Hausstaub gebunden und durch ihn im gesamten Wohnraum verteilt. Wer den anfallenden Staub nicht regelmäßig beseitigt, ist in erhöhtem Maße einer potentiellen Belastungsquelle ausgesetzt. Kinder sind besonders in Gefahr, denn sie erleiden durch Hand-Mundkontakt schnell eine Überexposition, gaben die Wissenschaftler von Health Canada schon jetzt bekannt.

Von der Strasse ins Haus
Wo die ganzen Bestandteile aus dem Hausstaub letztendlich herkommen, ist für Wissenschaftler noch weitgehend ungeklärt. Ein bekannter Faktor ist jedenfalls der Staub, der durch unsere Schuhe ins Haus eingebracht wird. Mit ihm werden nicht nur Bakterien und Keime eingeschleppt, sondern auch Schadstoffpartikel aus dem Straßenverkehr, Pestizide, Chemikalien, Schimmelpilze, Pollen und vieles mehr. Gerade im ländlichen Bereich bspw. ist die Pestizidbelastung durch die Landwirtschaft oft überproportional hoch, deshalb ist es gerade dort wichtig die Schuhe an der Eingangstür auszuziehen. (2,3)

Was ist so schlimm an Staub
Hausstaub ist so bedenklich, weil er zum Großteil aus Feinstaub besteht, welcher lungengängig ist und somit sofort in den Blutstrom gelangt. Bei einigen Chemikalien und Metallen ist dies besonders ausgeprägt. Sie sind Speichergifte und reichern sich in unserem Körper an. Manche dieser Speichergifte, wie die in jedem Hausstaub zu findenden polybromierten Antiflammschutzmittel, verbleiben über Jahre bis zu Jahrzehnten in unseren Körpern. In diesem Zeitraum kommt ständig Neues hinzu, was neben Wechselwirkungen mit anderen Chemikalien, zwangsläufig weitere Konsequenzen mit sich bringt.

Schwermetalle wie bspw. Blei und Quecksilber, die sich ebenfalls im Hausstaub anreichern, werden in Innenräumen teils in Konzentrationen gefunden, die höher sind, als im jeweiligen Wasser oder der Erde rings um das Wohnumfeld. Als weiteres aufaddierendes Übel gelten allgemeine Allergene von Haustieren, Hausstaubmilben, Pollen und Schimmelpilze, die das Immunsystem von Allergikern zusätzlich belasten.

Staubwischen ist angesagt
Um die Gefahrenquelle Hausstaub zu begrenzen, ist gründliches regelmäßiges Saugen und Wischen erforderlich. Häufiges Händewaschen, insbesondere bei Kindern, trägt zu Reduzierung der Belastung bei. Schuhe sollte jeder grundsätzlich beim Betreten des Wohnraumes ausziehen, um insbesondere das Einschleppen von Schwermetallen und Pestiziden zu verringern. Bei Flammschutzmitteln, die in erheblichen Mengen im Hausstaub angereichert sind, wird es schwieriger, denn sie gasen permanent aus unseren Haushaltsgeräten, Polstermöbel, etc. aus, ohne dass wir dies verhindern können. Die beste Lösung, um Staub und seine Auswirkungen in Schach zu halten, ist neben den bereits erwähnten Maßnahmen, im und um das Haus herum so weitgehend wie möglich auf Chemikalien zu verzichten, denn es wird noch eine Weile dauern, bis Wissenschaftler die ganze Hausstaubproblematik entschlüsselt haben. Also her mit Staubtuch, Saubsauger und Wedel.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Januar 2008

Literatur: 

  1. Health Canada, The Canadian House Dust Study, January 30, 2007
  2. Chensheng Lu2, Richard A. Fenske, Nancy J. Simcox and David Kalman, Pesticide Exposure of Children in an Agricultural Community: Evidence of Household Proximity to Farmland and Take Home Exposure pathways, Environmental Research,Volume 84, Issue 3, November 2000, Pages 290-302
  3. N J Simcox, R A Fenske, S A Wolz, I C Lee, and D A Kalman, Pesticides in household dust and soil: exposure pathways for children of agricultural families, Environ Health Perspect. 1995 December; 103(12): 1126–1134.

8 Kommentare zu “Hausstaub, die unterschätzte heimliche Gefahr”

  1. Molly 3. Januar 2008 um 23:12

    Oh, das sind ja Neuigkeiten, die ich ehrlich gesagt nicht gerne höre. Denn Staubwischen ist eine Arbeit, zu der ich mich immer zwingen muss, wahrscheinlich auf Grund meiner Hausstauballergie. Während des Staubwischens und auch lange Zeit danach, verspüre ich enorme Verstärkung der Beschwerden. Die Nasenschleimhäute sind noch lange geschwollen. Außerdem bekomme ich massive Atemnot verbunden mit Reizhusten und langanhaltenden starken Kopfschmerzen. Daher erledige ich die ganze Prozedur jetzt nicht so regelmäßig, wie es laut diesem Bericht eigentlich erforderlich wäre.

    Dazu fällt mir noch etwas ein, kann Hausstaub und Schadstoffbelastung (Wohngifte)auch den sog. Krupphusten auslösen?
    Eine Freundin von mir ist im vergangenen Jahr mit ihrer Familie in einen Neubau gezogen. Seitdem sind alle öfter erkältet und fühlen sich matt und abgeschlagen, also nicht richtig leistungsfähig. Der vierjährige Sohn leidet seit einigen Monaten an Krupphusten. Das hatte er in der alten Wohnung nicht.

    Kann es evtl. mit der stärkeren Schadstoffbelastung im neuen Wohnumfeld zu tun haben. Oder ist Krupphusten nicht durch Umweltfaktoren auslösbar? Ich kenne mich mit diesem Thema nicht aus, aber Fakten darüber würden mich schon interessieren. Kann vielleicht sogar Hausstaub eine Rolle bei diesem Krankheitsbild spielen?

  2. Oscar 4. Januar 2008 um 12:56

    Bei mir haben die Ärzte, Allergologen wie auch HNO-Ärzte, die schädlichen Auswirkungen des Hausstaubs auf meine Gesundheit immer auf Grund Hausstaubmilben erklärt, sie haben Hausstaub niemals in Verbindung mit Umweltfaktoren gebracht. Damals wußte ich noch nicht, dass ich an Chemikaliensensitivität leide.

  3. Kathy 10. Januar 2008 um 12:26

    Mir ist aufgefallen, daß der Staub um Elektrogeräte herum besonders „bissig“ ist.
    Flammschutzmittel? Oder was sonst ist das?

  4. Molly 27. Februar 2008 um 19:07

    Dass Hausstaub gesundheitliche Gefahren für die Gesundheit birgt, besonders für unsere Kinder, hat auch das Umweltbundesamt erkannt.

    Laut Basisbericht zum Thema Hausstaub, der im Rahmen des Kinder-Umwelt-Survey (KUS)entstand, fand man im Hausstaub sogar Stoffe, die schon lange bei uns in der Produktion und Anwendung verboten sind.

    http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/2008/pd08-012.htm

  5. Anke 28. März 2008 um 13:11

    Ich merke immer, nach dem Staubsaugen oder Staubwischen, ist die Luft im Zimmer für mich immer viel angenehmer. Dass sich die Schadstoffe durch Hausstaub in der Wohnung ansammeln bzw. halten, hatte ich bisher so nicht bedacht. Also an was man alles denken muss. Und das noch alles mit so wenig verbliebener Kraft. Aber ich denke auch, ich werde noch gründlicher dabei vorgehen.

  6. Florian 8. Dezember 2009 um 15:46

    @ Kathy : Sichwort: elektrostatische Aufladung

  7. Rosmarin, ein Indikator f�r Schadstoffe der PCB Klasse « Lukasgruner's Blog 16. Februar 2010 um 19:57

    […] Hausstaub, die unterschätzte heimliche Gefahr […]

  8. Julia Auer 26. Oktober 2013 um 12:41

    Bedenklich ist auch, dass Hausstaub der natürliche Lebensraum für Hausstaubmilben ist. Diese kleinen Ungeziefer scheiden wiederrum Exkremente aus, die eine erhebliche Belastung für Allergiker dargestellt. Geplagte und auch deren Angehörige sollten daher besonders auf Sauberkeit und regelmäßiges Putzen legen.

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