MCS und EHS Organisationen aus 26 Ländern wenden sich an die WHO

Petition fordert Integration von Umweltkrankheiten in den ICD-10

Seit den 50-ziger Jahren, mit Beginn der Industrialisierung, ist die Krankheit bekannt, bis heute versucht die Medizin, sie zu negieren. In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich als Bezeichnung für die Krankheit das Kürzel „MCS“ eingebürgert, es steht für „Multiple Chemical Sensitivity“. Wer unter dieser Chemikalien-Sensitivität leidet, kann kein normales Leben mehr führen. Noch gravierender sind die Auswirkungen für Menschen die hypersensibel auf elektromagnetische Felder und Mikrowellen- strahlung (Handystrahlung) reagieren. (EHS). Die Einschränkungen ziehen sich durch den gesamten Alltag. Um endlich medizinische Hilfe und soziale Unterstützung zu erhalten, haben Organisationen und Stiftungen gemeinsam mit Ärzten und Wissenschaftlern eine an die Weltgesundheitsorganisation – WHO gerichtete Petition unterzeichnet. Die Petition wird im Rahmen des MCS Aufklärungsmonat Mai 2011 der WHO in Genf überreicht. Sie hat zum Ziel, dass MCS und EHS in die Internationale Klassifikation für Krankheiten, dem ICD-10, integriert werden. Bislang bleiben Millionen von Menschen ohne korrekte Diagnose und Hilfe.

MCS – Kranke organisieren sich

Weil MCS und EHS ein Politikum darstellen, erhalten die Erkrankten seit über einem halben Jahrhundert keine Hilfe. Im Gegenteil, wer auf Chemikalien reagiert, wird gesellschaftlich ausgegrenzt. Die Erkrankten haben diese Form von Diskriminierung lange schweigend erduldet. Sie hatten auch kaum eine andere Chance, denn wie soll man andere Betroffene finden, um sich zu organisieren, wenn man das Haus kaum oder überhaupt nicht verlassen kann, weil sich sonst sofort Beschwerden wie bspw. Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Gleichgewichts- oder Sehstörungen einstellen. Die Ausgangssituation hat sich zum Positiven gewandelt für die MCS Kranken. Durch das Internetzeitalter ist es völlig gleichgültig, wo man sich befindet, man kann zu jeder Tageszeit von fast jedem Ort mit anderen Menschen kommunizieren. Ein weiterer Schub nach vorne für die MCS Kranken erfolgte durch die Einführung der Social Networks. Facebook, Twitter und viele Foren. Die Social Networks haben es ermöglicht, dass MCS Aktivisten aus allen Ecken der Welt zusammengefunden haben. Genau über diesen Weg war es letztendlich möglich, auf internationaler Ebene über 240 Organisationen und Stiftungen und über 200 Experten aus dem Gesundheitsbereich zu motivieren, eine gemeinsame Petition an die WHO zu senden.

MCS hat Auswirkungen für den Einzelnen, die Gesellschaft und die Wirtschaft

Die Zahl der MCS Kranken ist in den letzten Jahrzehnten angestiegen. Es liegen wissenschaftliche Studien aus verschiedenen Ländern vor, die belegen, dass rund 15 – 30% der Bevölkerung auf ganz normale Chemikalien in ihrem Alltag reagieren. Für einen Teil von ihnen reicht bereits ein kurzer Kontakt mit jemandem, der ein Deo, Weichspüler, Haarspray oder Parfüm benutzt hat, und sie leiden für Stunden oder Tage unter schwersten Symptomen.

Die Auswirkungen der Umweltkrankheit MCS sind enorm und komplex. Für den Einzelnen und für die Gesellschaft. Der Einzelne, weil er weder am normalen Leben teilnehmen kann, sobald die Auswirkungen der Krankheit einen gewissen Schweregrad überschritten haben. An die Ausübung eines normalen Berufs ist nicht mehr zu denken und der Verlust des Arbeitsplatzes ist eine häufige Folge. Die nächste Konsequenz ist oft das Auseinanderbrechen der Familie und das Dahinschwinden der sozialen Kontakte.

Für die Gesellschaft hat MCS deshalb eine enorme Auswirkung, weil die Anzahl der Erkrankten vergleichsweise die der Diabetiker überschreitet. Das hat letztendlich auch Auswirkungen auf die Wirtschaft. Nicht jeder mit MCS fällt gleich aus dem Berufsleben aus, mancher schleppt sich über Jahre auf seinen Arbeitsplatz und kann seiner Aufgabe kaum noch gerecht werden. Das Arbeitspensum und die Qualität der Arbeit sinken zwangsläufig ab, es kommt zu Fehlzeiten und das alles kostet, wenn man es vom materiellen Standpunkt her betrachten will.

WHO empfängt Interessenvertreter von Umwelterkrankten

Am 13. Mai 2011 empfängt die WHO eine Delegation von zwei Vertretern von MCS und EHS Organisationen, zusammen mit zwei Wissenschaftlern und zwei Anwälten. Im Anschluss an eine Anhörung, die von Dr. Maria Neira, Generaldirektor für Öffentliche Gesundheit und Umwelt der WHO, geleitet wird, findet eine Pressekonferenz statt. Die Forderung der MCS und EHS Organisationen besteht in einem einheitlich für alle Länder weltweit gültigen Internationalen Krankheitscode. In Deutschland und Japan sind solche ICD-10 Codes für MCS bereits vorhanden. Österreich, Luxemburg und die Schweiz akzeptieren den ICD-10 ebenfalls.

Umweltkranke lassen sich nicht mehr vertrösten

Eines verdeutlichen die vielen Diskussionen, die MCS Kranke, Aktivisten und Selbsthilfegruppenleiter über die Grenzen hinweg in den vergangenen zwei Jahren führten, sie werden keine Ruhe mehr geben, bevor die Chemikaliensensiblen nicht die Rechte und medizinische Hilfe erhalten, die allen Kranken und Behinderten zusteht. Die Aktivisten fordern schlussendlich ja nichts Überzogenes, sondern nur die Einhaltung der geltenden Gesetze. Wie auch immer die Petition der Umwelterkrankten von der WHO beantwortet wird, auf die lange Bank werden sich die unterzeichnenden Organisationen, Vereine und Stiftungen aus 26 Ländern nicht mehr schieben lassen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 6. Mai 2011


2 Kommentare zu “MCS und EHS Organisationen aus 26 Ländern wenden sich an die WHO”

  1. Marbach Patricia 22. Februar 2016 um 17:28

    Habe vor kurzen die Diagnose (M C S ) bekommen .
    Gleichzeitig wurde ich darüber informiert das die Krankheit nicht in der Schweiz anerkannt ist ,und das ich von den Ärzten,und auch von der Suva oder i .v . keine Unterstützung bekommen werde.
    Was wissen sie darüber, stimmt dass ??.
    Können Sie mich eventuell weiter helfen ?
    Könnte es sein das ich mit diese Diagnose allein gelassen werde. Ich habe grosse Angst
    Ich weis nicht genau an wen ich mich da anvertraue, aber wenn Sie mich helfen können wäre ich Ihnen sehr dankbar

    Besten Dank
    P Murbach

  2. Silvia 11. März 2016 um 07:27

    Hallo,

    wenden Sie sich bitte an die Organisation MCS SOS in der Schweiz.
    Dort wird man IHnen weiterhelfen mit Fragen spezifisch zur MCS Sitiation in Ihrem Land.

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