Leben in der Nähe einer Hochspannungsleitung ist riskant

Spielplatz unter Hochspannung

Letztens fuhr ich eine Strasse, die ich sonst nicht fahre. Als ich über eine Brücke kam, sah ich einen Spielplatz an einer Wohnsiedlung, der direkt unter einer Hochspannungsleitung lag. Völlig verantwortungslos, dachte ich und besann mich auf eine Studie, die im Sommer letzten Jahres publiziert wurde.

Leukämie durch Hochspannungsleitung
Diese besagte australische Fallkontrollstudie der University of Tasmania legte dar, dass Menschen, die in der Nähe von Hochspannungsleitungen leben, ein erhöhtes Risiko tragen, an Leukämie zu erkranken. Die in die Studie einbezogenen Personen lebten in geringerer Entfernung als 300m von einer solchen Hochspannungsleitung entfernt. Es waren 854 Patienten aus Tasmanien, die mit Leukämie, Lymphoma und ähnlichen Erkrankungen diagnostiziert worden waren.Verglichen mit den Patienten, die ihr ganzes Leben lang in einer größeren Entfernung als 300m von einer Hochspannungsleitung lebten, hatten Patienten, die immer im Umkreis von 50m von einer solchen Leitung lebten, ein 2,06fach erhöhtes Risiko, an Leukämie und Lymphoma zu erkranken. Diejenigen, die zwischen 50 und 300 Meter davon lebten, hatten ein 1,30fach höheres Risiko. Erwachsene, die in ihrer Kindheit während den ersten 15 Jahren im Umkreis von 300m von einer Hochspannungsleitung entfernt lebten, hatten ein 3,23fach erhöhtes Risiko. Personen, die im gleichen Abstand während ihrer ersten fünf Lebensjahre an einer solchen Leitung lebten, hatten sogar ein fünffach erhöhtes Risiko.

Spielplatz unter Strom
Wie kann nach solchen Erkenntnissen jemand also auf die Idee kommen, einen Spielplatz in der Nähe oder gar unter einer Hochspannungsleitung zu bauen? Genau das fragte ich auch einen Mann, der dort wohnt, der, als ich den Spielplatz photographierte, auf mich zukam. Er war stinksauer, weil ich Photos machte und fragte warum. Ich erklärte ihm, dass ich mich für Umweltmedizin interessiere und öfters Artikel schreibe. Er ging in die Luft wie eine Rakete und wollte mir weismachen, dass keine Gefahr bestünde. Ich fragte ihn, ob er selbst Kinder habe und diese hier spiele lasse. Nein, er habe keine Kinder, aber das sei nicht relevant, weil es völlig ungefährlich sei. Ich gab ihm beim Gehen noch die Idee mit auf den Weg, sich im ortsansässigen Krankenhaus die Kinder auf der Krebsabteilung anzuschauen und dann nochmals darüber nachzudenken, ob man mit Kindern so sorglos umgehen und Risiken ignorieren solle.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, März 2008

Literatur:
Lowenthal RM, Tuck DM, Bray IC., School of Medicine, University of Tasmania, Hobart, Australia, Residential exposure to electric power transmission lines and risk of lymphoproliferative and myeloproliferative disorders: a case-control study, Intern Med J. 2007 Jun 2


4 Kommentare zu “Leben in der Nähe einer Hochspannungsleitung ist riskant”

  1. Molly 5. März 2008 um 17:20

    Die Ignoranz dieses brisanten Umwelt-Themas ist äußerst fehl am Platz. Es gibt viele Menschen in Deutschland, die an den Folgen von Hochspannung in Wohngebieten leiden und gesundheitlich geschädigt wurden, und täglich kommen neue Fälle hinzu.

    Zwar bagatellisiert die Industrie die möglichen Gesundheitsgefahren, die z. B. von Hochspannungsmasten ausgehen können, man beruft sich gerne auf die in Deutschland festgelegten Grenzwerte, allerdings bringen internationale Studien, wie auch hier in diesem interessanten Bericht angeführt, immer wieder andere Ergebnisse auf den Tisch.

  2. Daniel 7. März 2008 um 00:02

    Leben Menschen in der Nähe von Hochspannungsmasten und erkranken an Leukämie oder anderen schweren Erkrankungen, wird man in Deutschland sicherlich alles daran setzen um andere Ursachen dafür zu finden. Die Betroffenen werden es schwer haben, den Beweis zu führen, die die Hochspannungsleitungen als Krankheitsverursacher entlarvt.

    Mit Mobilfunkanlagen wird doch genauso verfahren, immer wieder liest man, die Grenzwerte sind eingehalten und es geht keine Gesundheitsgefahr von derartigen Anlagen aus.

    Studien die gegenteiliges belegen, werden als nicht aussagefähig abgetan. Diese Vorgehensweisen werden übrigens auch bei anderen umweltbedingten Erkrankungen hierzulande erfolgreich angewendet.

    Da beißt die Maus kein Faden ab, das läuft in Deutschland einfach so. Aber irgendwann funktioniert die ganze Chose nicht mehr, da bin ich mir sicher.

  3. Heiko 12. März 2008 um 16:50

    Ich kann nicht verstehen, wie man beim heutigen Wissenstand in die Nähe von Hochspannungsmasten bauen bzw. Spielplätze einrichten kann. Ist unsere Gesundheit den Herren Entscheidungsträgern nichts wert?
    Wie viele Menschen erkranken dadurch unnötig an Leukämie und anderen überflüssigen Erkrankungen. Das stimmt mich ungemein wütend. Damit man der Interessenwahrung der Industrie gerecht wird, bagatellisiert man wie die Weltmeister und opfert Menschenleben. Das kann ich nicht begreifen.

  4. Suzette 18. März 2008 um 09:06

    Hallo,

    gibt es zum Thema Hochspannungsmasten und deren Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen auch deutsche Studien?

    Es würde mich nicht wundern, wenn in diesem Bereich genauso verfahren wird, wie im Mobilfunkbereich, Tonerausdünstungen, Gentechnik und anderen Gesundheitsthemen, wo die Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen immer zum Wohle der Industriebranche verharmlost werden.

    Grüsse, Suzette

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