Chemikalien in der Umwelt gefährden Impfschutz bei Kindern

PFC’s können für das Immunsystem giftiger als Dioxine sein

Wissenschaftler der Harvard Universität fanden in einer Studie heraus, dass perfluorierte Verbindungen (PFC’s) bei Kindern die Wirkung von Schutzimpfungen schwächen. Perfluorate sind langkettige, äußerst persistente Kohlenwasserstoffe, die in vielen Alltagsgegenständen enthalten sind. Die chemisch hergestellten Kunststoffe finden sich beispielweise in beschichteten Antihaft-Pfannen, wetterfester Kleidung und Fastfood Verpackungen. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass der Einfluss der Chemikalien auf das Immunsystem so stark ist, dass der Impfschutz bei Tetanus- und Diphterie gefährdet sein kann. Die Studie ist die erste ihrer Art, die dokumentiert, wie PFC’s, die über den Mutterleib auf das Ungeborene weitergegeben werden, als auch über die Umwelt und die Nahrungskette ihren Weg in unsere Körper finden, Impfschutz negativ beeinträchtigen können. Die Ergebnisse wurden in der Januar 2012 Ausgabe des medizinischen Fachjournal JAMA veröffentlicht.

„Routine Impfungen in der Kindheit sind eine tragende Säule der modernen Verhütung von Krankheiten. Die negativen Auswirkungen auf die Impfungen im Kindesalter durch PFC sollte als eine potenzielle Bedrohung für die öffentliche Gesundheit angesehen werden“, sagte der Hauptautor der Studie, Philippe Grandjean, Professor für Umwelt und Gesundheit an der Harvard School of Public Health .

PFC’s werden von der Industrie und in Tausenden von Fertigungsprozessen verwendet. Darin liegt das große Problem. Die Chemikalie hat sich dadurch in unserer Nahrungskette angereichert und in der Umwelt verbreitet. Sie ist im Körper von fast jedem in den USA oder in Europa nachweisbar. Frühere Tierversuchsstudien an Mäusen zeigten, dass PFC Werte ähnlich denen bei Menschen, mit geschwächter Immunantwort einhergehen. Nur dass die negativen Auswirkungen beim Menschen lediglich schlechter dokumentiert wurden.

Die Wissenschaftler analysierten Daten von Kindern, die im National Hospital in Torshavn, auf den Färöer Inseln im Zeitraum 1999-2001 geboren wurden. Insgesamt 587 Kinder nahmen bis zu den Nachuntersuchungen teil. Bei den Kindern wurden die Immunantwort gegen Tetanus und Diphtherie Impfungen im Alter von 5 und 7 Jahren getestet. PFC wurden im mütterlichen Serum während der Schwangerschaft und im Serum von Kindern im Alter von 5 gemessen, um prä-und postnatale Exposition zu bestimmen. Die höchsten Konzentrationen wurden bei PFC Perfluoroctansulfonat (PFOS) und Perfluoroctansäure (PFOA) ermittelt.

Die Ergebnisse zeigten, dass PFC Exposition mit niedrigerer Antikörper-Antwort auf Impfungen und einem erhöhten Risiko für geringere Antikörper-Werte einhergingen. Diese Antikörper sind erforderlich, um den Kindern langfristigen Schutz zu bieten. Ein zweifacher Anstieg von drei verschiedenen PFC’s war mit einem 49% Rückgang der Antikörper bei Diphterie und Tetanus bei Kindern im Alter von 7 Jahre verbunden.

Philippe Grandjean von der Harvard School of Public Health in Boston begleitet eine Kohorte von Kindern der Geburtsjahrgänge 1999/2001 seit der Schwangerschaft ihrer Mütter. Seine Daten dokumentieren die PFC-Exposition der Kinder seit ihrer pränatalen Phase. Die höchsten Konzentrationen erreichten dabei die PFC Perfluoroctansulfonat (PFOS) und Perfluoroctansäure (PFOA).

Grandjean zeigte sich extrem überrascht über die starken Auswirkungen der PFC’s auf das Immunsystem und kam zu dem Schluss, dass diese Erkenntnisse bedeuten können, dass PFC’s sich möglicherweise noch toxischer auf das Immunsystem auswirken, als die derzeitig vorhandenen Dioxinbelastungen. Die PFC-Konzentrationen, die im Rahmen der Studie gefunden wurden, liegen ähnlich oder leicht unter denen bei US-Frauen. Bedenklich ist, die meisten PFC Werte im Serum von färöischen Kindern im Alter von fünf Jahren, niedriger waren als die bei US-Kindern im Alter von 3 bis 5 Jahren, die in den Jahren von 2001 bis 2002 gemessen wurden. Antikörper-Konzentrationen im Serum sind ein Indikator für die gesamten Immunfunktionen bei Kindern.

 Im eigenen Umfeld vor PFC’s schützen

Der Einzelne kann sich nur sehr bedingt vor einer Belastung mit Perfluoraten schützen, wegen ihrer ubiquitären Verbreitung und weil sie in unserer Nahrungskette angelangt sind.

Im eigenen Umfeld sollte man auf Folgendes verzichten:

  • Alltagsgegenstände und Produkte mit Antihaft-Beschichtung
  • Eliminieren von Antihaft-Pfannen und Töpfen (Teflon)
  • Fast-Food, das in beschichtetem Papier verpackt ist
  • Wasserabweisend beschichtete Kleidung

Autor: Silvia K: Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 26.01.2012

Literatur:

  • Harvard School of Public Health, PFCs, chemicals in environment, linked to lowered immune response to childhood vaccinations, Jan, 24, 2012
  • Philippe Grandjean, Elisabeth Wreford Andersen, Esben Budtz-Jorgensen, Flemming Nielsen, Kare Molbak, Pal Weihe, Carsten Heilmann, Serum Vaccine Antibody Concentrations in Children Exposed to Perfluorinated Compounds, JAMA, January 25, 2012, Vol. 307, No. 4, pp. 391-397

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