Frühstück auf der Straße, in der U-Bahn, im Auto?

Städte sind interessant, man spürt das Leben mit jedem Augenblick. Ich mag Städte am liebsten wenn sie aufwachen, ganz früh am Morgen. Die Menschen haben sich noch nicht völlig unter Kontrolle und man kann interessante Szenerien erleben. Letztens war ich recht früh in der Stadt. Vor acht Uhr am Samstagmorgen sind dort noch fast alle im Tiefschlaf, gute Gelegenheit also ihr „aufwachen“ zu erleben. Das leichte Nieselwetter mit seiner Tristesse steuerte zur schläfrigen Atmosphäre bei.

 

Manche sind schon sehr emsig. Vorallem die Geschäfte rüsten sich für die hoffentlich kommenden Käuferschar. Samstags legt man sich besonders ins Zeug.

 

Schaufensterscheiben werden nochmals geputzt, Firmenschilder auf Hochglanz poliert,…

 

Und schnell noch einmal der Bürgersteig vor dem Laden gefegt. Ein letzter fachmännischer Griff an der Dekoration – es kann losgehen.

 

Bei Starbucks stimmte ich mich, einen riesengroßen Cafe Latte mit Sojamilch schlürfend, auf meine Photoexkursion „Aufwachende Stadt“ ein. Gut das dieser Coffee Shop bereits seit langem Rauchverbot hat und auch noch auf Allergiker eingeht. Ich kenne sonst kein Cafe, in dem man einen Milchkaffee mit Sojamilch bekommt.

 

Andere nervt das Rauchverbot, weil es sie zwingt ihren Kaffee draußen einzunehmen. Aber was soll’s, Raucher müssen sich zukünftig die Flexibilität angewöhnen, die wir Menschen mit Problemen mit Zigarettenrauch bisher immer zeigen mussten. Ausgleichende Gerechtigkeit, wenn man das so nennen darf in diesem Zusammenhang. Was mir von meinen gemütlichen Sessel im Cafe auffiel, war mir vorher nie aufgefallen.

 

Viele Menschen scheinen nicht Zuhause zu frühstücken, sondern nehmen ihr Frühstück auf der Straße ein.

 

Manche im Laufschritt, andere beim Schwatz vor der Arbeit.

 

Der dampfende Kaffee im Pappbecher gehört zum Straßenbild der erwachenden Stadt dazu.

 

Auch die Zeitung wird schnell noch auf der Strasse gelesen, statt am Frühstückstisch.

 

Eine große Stadt ist schon anders, denn bei uns im Ort würde es nie jemand einfallen mit einem Becher Kaffee auf der Straße gehen. Ich schätze wenn doch, würde man wohl sehr merkwürdig beäugt werden. Das Frühstück wird mit der Familie und der Tageszeitung am Küchentisch oder im Esszimmer eingenommen, nicht im Laufschritt. Wie ist es bei Euch, wo und wie frühstückt Ihr?


7 Kommentare zu “Frühstück auf der Straße, in der U-Bahn, im Auto?”

  1. Janik 9. November 2007 um 14:35

    Deine Bilder sagen sehr viel aus über unsere Gesellschaft und wie sie sich gewandelt hat. Mir zeigen Deine Bilder auch, wie geknechtet wir sind und ständig unter Zeitdruck.

    Mein Frühstück findet in der Küche statt. Ich nehme mir Zeit dafür, indem ich extra früher aufstehe. Die Ruhe am frühen Morgen in unserem Haus gibt mir Stärke. Oft mache ich mir etwas besonders Leckeres. Pfannkuchen mit Heidelbeeren zum Beispiel oder ein schönes Spiegelei und frische Sprossen dazu. Meine Literatur am Frühstück – keine Tageszeitung. Sie ist mir zu negativ und riecht furchtbar nach Druckfarbe, wovon ich Kopfschmerzen bekomme. Ich lese ein schönes Buch oder schau mir tolle Bilder in einer meiner Lieblingszeitschriften an. Für mich ist so ein Start Garantie für gute Laune und dass ich was leisten kann.

  2. Molly 12. November 2007 um 10:25

    Hallo Silvia,

    deine Darstellung der „Frühstückssituation“ in Deutschland, vermittelt einen realistischen Einblick, wie die wichtigste Mahlzeit des Tages vielfach missachtet wird.

    Von zu Hause aus wurde mir beigebracht, dass es wichtig ist, nie ohne Frühstück zur Schule zu gehen. Nach dieser anerzogenen Vorgehensweise, nämlich dieser überaus wichtigen Mahlzeit gebührend Beachtung zu schenken, lebe ich heute noch. Es wurden Studien zu diesem Thema gemacht, mit dem Ergebnis, dass Schüler, die bereits zu Hause gefrühstückt haben, ein besseres Leistungspotential aufweisen, als Kinder ohne Frühstück.

    Viele meiner früheren Kolleginnen frühstückten erst nach ca. zwei Stunden geleisteter Arbeit. Das wäre nichts für mich. Es war zwar nicht viel, was ich gefrühstückt hatte, bevor ich zur Arbeit fuhr, aber immerhin ein bißchen.

    Die Tatsache, dass das Essen oftmals nur so nebenbei läuft, lässt sich heutzutage auf viele Lebensbereiche übertragen. Vieles wird nur im Vorbeigehen erledigt, man hat auch kaum noch Zeit, um seinen Mitmenschen richtig zuzuhören geschweige denn, sich derer Probleme etwas anzunehmen. Der Umgang im Miteinander wird zunehmend oberflächlicher. Die Belange unserer Mitmenschen finden immer weniger Beachtung und somit bleibt auch die gegenseitige Rücksichtnahme immer mehr auf der Strecke.

  3. Silvia 13. November 2007 um 11:41

    Hallo Molly,

    für mich ist es auch wie für Dich ein Sinnbild dafür, wieviel an Werten verloren gegangen ist mit der Zeit und wie wenig wir uns mittlerweile selbst wert sind.

    Familien die völlig intakt sind gibt es zwar, aber bei weitem nicht mehr so häufig wie früher. Kein Wunder irgendwie, wenn die Familienmitglieder kaum Zeit haben miteinander zu kommunizieren, es fehlt einfach die Zeit miteinander zu leben. Ein Frühstück begleitet vom Kichern und Scherzen von Kindern oder ein schönes Gespräch mit dem Ehepartner ist ein super Start in den Tag, besser als zum Frühstück einen Pappbecher Kaffee auf der Straße.

  4. Achim 25. November 2007 um 20:37

    Das Essverhalten hat sich doch stark verändert. Das ist Alltag geworden, Menschen, die im Gehen telefonieren, Kaffee trinken und essen. Für nichts ist heute mehr Zeit, habe ich manchmal den Eindruck. Das Private hat sich auf die Straße verlagert. Wenn ich einem Menschen begegne, der im Vorwärtsgang sich eine Pizzaecke einverleibt, den Käse zieht’s dann lang dahin, da schüttelt’s mich denn doch.

    Und so viele dicke Kids heute. Und schaufel hinein. Manchmal tun sie mir leid. Und dann denk ich, die sehen furchtbar aus.

    Außerdem fällt mir auf, daß immer mehr öffentlich getrunken wird. An S-Bahn und U-Bahn-Stationen kann man vom Einsammeln der leeren Bierflaschen schon bald ein reicher Mann werden.

  5. Silvia 14. Dezember 2007 um 19:16

    Wenn mancher Manager sich selbst sehen könnte Achim, wie er in der Mittagspause auf der Straße im teueren Anzug etwas verschlingt, oh weh. Mich gruselt es, wenn ich sie in teurem Tuch ein Fischbrötchen oder Bratwurst reinstopfen sehe.

    Für die Kinder von berufstätigen Eltern gibt es kaum ein passables Angebot. Sie stopfen rein was schmeckt und billig ist. Anständiges Bioessen in Schulen und Kindergärten wäre sehr notwendig, wenn Mütter dazu gedrängt werden arbeiten zu gehen.

  6. Lagune 11. Januar 2008 um 10:11

    Menschen beobachten ist grandios. Mit einen Blick sieht man ganze Geschichten wenn man offen dafür ist. New York stell ich mir dafür als das geeigneteste Pflaster überhaupt vor. Wo ich wohne, ist es dagegen langweilig. Die Geschichten der Leute kenne ich auswendig;)

  7. Oscar 18. Januar 2008 um 14:15

    Bei uns ist es auch eher langweilig. Aber was mir die letzten Jahre auffällt, dass sogar Schüler mit immer ernsteren Gesichtern durch die Gegend laufen.

    Auf dem Heimweg vom Schulbus waren wir früher eigentlich eher eine vergnügte Truppe. Es kommt mir vor, als seinen die meisten Schüler heutzutage in der Mehrzahl Einzelgänger. Der Zusammenhalt von früher scheint auch hier nicht mehr gegeben. Die Schüler stehen an den Bushaltestellen und sind meist mit ihren Handys beschäftigt. Bei diesem Anblick könnte man meinen, außer Handy und Computer haben die Schüler von heute keine richtigen Interessen mehr. Man sieht auch immer weniger spielende Kinder in verkehrsberuhigten Straßen oder mit dem Fahrrad durch die Gegend fahren.

    Die gesellschaftlichen Strukturen haben sich die letzten Jahre stark verändert, meiner Meinung nach. Wie gesagt, ich habe das Gefühl das diese Entwicklung bereits bei der jungen Generation, also bei Kindern und Jugendlichen festzustellen ist.

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