Lachs – appetitlich und gesund?

Fisch bringt Abwechslung in den in unseren Breiten mit zuvielem Fleisch-orientierten Speiseplan. Ernährungswissenschaftler empfehlen den gesunden Eiweißlieferanten zweimal wöchentlich auf unsere Teller zu bringen. Fisch gilt durch seinen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren und seinem Gehalt an den Vitaminen D und B12 als besonders wertvolles Lebensmittel, zusätzlich leistet Seefisch einen gesunden Beitrag zur Jodversorgung. Lachs legt noch einen drauf, durch seine reichlich vorhandenen Omega-3-Fettsäuren, ist er als besonders wertvoll einzustufen.

Die Nachfrage nach Fisch ist in den letzten Jahre tendenziell gestiegen, das Angebot an Süßwasser-fischen, sowie Edelfischen aus den Wogen des Meeres, erscheint uns an der Fischtheke abwechslungreich wie nie zuvor.

Aus Ernährungsgesichtspunkten eine äußerst positive Entwicklung, doch sie bleibt für Mensch und Natur nicht ohne unliebsame Folgen, denn der ungestillte Hunger der Industrieländer nach Fisch wächst unaufhaltsam und fördert den gnadenlosen Raubbau der großen Fangflotten, unterstützt mit zweifelhaften Fangmethoden mit Treib- und Schleppnetzen.

Die weltweite Überfischung bringt neue Methoden auf den Plan

Weltweit werden die Weltmeere in für uns unvorstellbaren Dimensionen leer gefischt. Aquakultur heißt das neue Zaubermittel, um die wachsende Nachfrage nach vermeintlich gesundem Fisch zu sättigen. Mir scheint diese durch den Menschen geschaffene „Problemlösung“ äußerst suspekt, denn der ahnungslose Verbraucher weiß nichts über die fragwürdigen Zuchtmethoden vieler profitgieriger Fischfarmbetreiber. Der besonders aufstrebende Boom in der Lachszucht ist mittlerweile vor der chilenischen Pazifikküste angekommen. Man geht in den nächsten Jahren von einer Verdopplung der jetzigen Exporteinnahmen aus. Die Meinungen über die Umweltverträglichkeit der Aquakultur gehen weit auseinander. So geben deren Befürworter an, dass die industrielle Lachszucht einen Beitrag zur Nachhaltigkeit, bei gleichzeitiger Kostensenkung im Vergleich zum konventionellen Lachsfang leiste, da die Bestände größtenteils erschöpft sind.

Lachszucht hat Auswirkungen auf die Ökologie der Natur

Abgesehen von der optisch stark veränderten Küstenlandschaft durch die Vielzahl der riesigen Aufzuchtbasins, gibt es weitere nachhaltige Begleiterscheinungen der industriellen Lachszucht. Massen an Lachsen werden auf engstem Raum in sogenannten Netzgehegen gehalten. Bedingt durch die extreme Enge, treten eine Vielzahl von Krankheiten auf, die ein spezielles mit Antibiotika und anderen Medikamenten angereichertes Mastfutter erfordert, das man den Lachsen tonnenweise, mit Farbstoffen angereichert, verabreicht.

Um ein Kilo künstlich rot gefärbtes Lachsfleisch zu erzeugen, werden das Fünffache an fettem Fisch wie Makrele, Hering und Sardine, in Form von Fischpellets verfüttert, mit gravierenden zerstörerischen Folgen auf das gesamte maritime Gleichgewicht. Das an die Lachsfarm angrenzende Ökosystem wird durch die permanente Gabe von Antibiotika und den daraus resultierenden Antibiotika- resistenten Bakterienstämme im Boden und unter den Netzgehegen, nachhaltig geschädigt. Als Konsequenz werden die Zuchtkäfige häufig mit Chemikalien gereinigt und verunreinigen zusätzlich die Gewässer. Weitere nachhaltige Umweltbelastungen entstehen bei der industriellen Lachszucht für heimische Fischarten und Anwohner, die auf saubere Ozeane mit ökologischem Gleichgewicht angewiesen sind, durch Antibiotikarückstände, Fischmehlpellets, giftige Fäkalien, Fischläuse und tote Fische, deren weiterführenden Folgen auch beim Konsumenten ankommen. Eine weitere Konsequenz der Aquakultur besteht darin, dass aus den Zuchtkäfigen geflüchtete Fische viele Krankheiten auf ihre frei lebenden Artgenossen übertragen und zusätzlich negativ Einfluss auf den Wildbestand nehmen und ihn sogar dezimieren.

Die Empfehlung der Ernährungsberater öfter Lachs zu verzehren, ist eine gute Sache, doch man sollte sich vorsichtshalber beim Fischhändler seines Vertrauens informieren, woher der Lachs stammt, damit man seiner Gesundheit und der Umwelt tatsächlich etwas Gutes tut. Man bedenke, die Fischmahlzeit muss den allgemeinen Trend zu immer größeren Portionen nicht unbedingt nachahmen, lieber regelmäßiger und bewusster Fischkonsum aus sauberen Gewässern oder aus Bioaufzucht, gilt als die bessere Entscheidung, damit man gesund und appetitlich genießen kann. Ich jedenfalls ziehe es vor Medikamente nur nach Bedarf und gezielt zu mir zu nehmen, anstatt sie unfreiwillig und unkontrolliert als unliebsame Beigabe mit Fischmahlzeiten, zu verzehren. Wer schon richtigen Wildlachs genossen hat, den wird Lachs aus industrieller Aquakultur ohnehin nur erschaudern lassen, genauso wie jeder dem die Natur am Herzen liegt.

Eure Patty


12 Kommentare zu “Lachs – appetitlich und gesund?”

  1. Oscar 2. April 2008 um 17:47

    Wenn ich das so lese mit den vielen Medikamenten und Chemikalien, die bei der Aquakultur anfallen, ist mir der Appetit auf Lachs entschieden vergangen, auf Zucht-Lachs zumindest.

    Man lernt immer wieder neu dazu, nämlich auch, dass es immer wichtiger wird, in der heutigen Zeit darauf zu achten, wo unsere Lebensmittel herkommen und was drin ist. Dann klappt´s auch meist mit der gesunden Ernährung.

  2. Molly 4. April 2008 um 11:59

    Ich finde es einfach ekelhaft, wie geldgierige Lachszüchter mit allen Mitteln versuchen das schnelle Geld zu machen.
    In Chile werden weitaus mehr Medikamente zugefüttert, als dies in norwegischen Lachsfarmen der Fall ist.

    Die ARD hat in der Sendung Weltspiegel am 3. Februar 2008 über Lachsfarmen in Chile berichtet:

    Zitat:
    „Die Lachsindustrie hier in Chile hat keinerlei Umweltstandards. Sie nutzt extrem viel Antibiotika und Gifte um Algen abzutöten, und die sind hochkrebserregend“, so Elsa Cabrera. Und Barbara Galletti ergänzt: „Wir haben eine Untersuchung gemacht und festgestellt, dass es Auswirkungen auch bei den Blauwalen gibt. Auf der Haut haben sie Verletzungen, Veränderungen. Das wurde bislang nur hier in den Gewässern vor der Isla Chiloe festgestellt, nirgendwo sonst auf der Welt“.

    …“Zum Vergleich: in Norwegen ist pro Lachs ein Gramm Antibiotika erlaubt, hier verfüttert man 2,8 Kilo. Und um die Netze sauber zu halten, beschichten die Taucher die Lachskäfige alle paar Wochen mit toxischen Mitteln. „Die Netze sind voll mit Algen und Seepocken, Kot und Futterresten“, so ein Taucher. „Wir müssen das täglich säubern. Das machen wir auch mit Hochdruckpistolen, um den Müll loszuwerden.“

    Die Zustände sind extrem in Chile, erschreckend und abschreckend zugleich. Solche Sendungen sollte man sich immer öfter anschauen, damit man sich ein Bild von dem machen können, was um einem herum passiert. So kann man sich vor gesundheitlichen Auswirkungen schützen, in dem man chilenischen Zuchtlachs meidet. Hoffentlich sehen andere Lachsfarmen die chilenischen Methoden als abschreckendes Beispiel an und eifern es nicht nach. Sonst weiß man bald überhaupt nicht mehr, was man noch mit reinem Gewissen essen kann.

  3. Molly 4. April 2008 um 12:11

    Ich möchte noch den Link zur Weltspiegel-Sendung einstellen, denn der ganze Bericht ist sehr interessant und unterstreicht den Blog von Patty, ebenfalls werden die Auswirkungen auf das empfindliche Ökosystem verdeutlicht.

    Chile: Wale oder Lachse ?

    Sendeanstalt und Sendedatum: SWR, Sonntag, 3. Februar 2008
    http://www.daserste.de/weltspiegel/beitrag_dyn~uid,lqrvjg7t5m2hnsop~cm.asp

  4. Silvia 5. April 2008 um 12:55

    Danke Patty,

    für diesen „Eyeopener“.
    Lachs ist etwas total Leckeres und ich erinnere mich noch wie heute an den leckersten Lachs den ich je gegessen habe. Meine Eltern brachten ihn von Island mit.

    Dieser abgepackte Lachs, auf den goldenen mit phenolbehandelten Papplatten, in Folie eingeschweißt, kommt einem wie ein anderes Nahrungsmittel dagegen vor.

  5. Suzette 5. April 2008 um 21:48

    @Molly

    Der Link zur ARD-Sendung Weltspiegel sollte allen die Augen öffnen über chilenischen Lachs aus Aquakultur. Es ist erstaunlich, dass so etwas überhaupt in Deutschland eingeführt werden darf. Man sollte Zuchtlachs aus Chile auf Medikamenten- und Giftrückständen hin untersuchen, bevor er in die Ladentheken zum Verkauf gelangt.

    Lecker ist anders!

  6. Klaus 12. April 2008 um 16:40

    Also mir ist für die nächste Zeit die Lust auf Lachs erst einmal vergangen, außer auf Bio-Lachs, denn ich denke den kann man bedenkenlos genießen.
    Bei Lachs aus Aquakultur achte ich zukünftig penibel darauf, dass er nicht aus Chile stammt.

    Super, dass ich Ihr diese wichtigen Infos hier veröffentlicht habt.

  7. mothers finest 12. April 2008 um 23:53

    Zuchtlachs finde ich allein schon wegen der intensiven Färbung nicht sonderlich anspechend, mir ist das zu viel des Guten. Da ich weiß, dass diese nur künstlich durch entsprechendes Futter erreicht wird, empfinde ich es nicht als besonders appetitlich. Der extreme Fettanteil bei Zuchtlachs regt meine Gelüste auch nicht an, diesen zu kaufen. Ich genieße ab und zu Bio-Lachs, auch wenn er teurer ist, als die gezüchtete Variante. Aber geschmacklich ist Bio-Lachs wirklich ein Genuß im Vergleich zum „Antibiotika-Lachs“ aus Aquakultur.

    Dank dieses Blogs weiß ich nun, dass ich mit meiner Entscheidung richtig liege.

  8. Traumkobold 13. April 2008 um 06:05

    Die Leute müssten viel mehr vegetarische Speisen zu sich nehmen, anstatt täglich Fisch und Fleisch zu erzehren. Die starke Nachfrage nach Fisch und die mittlerweile leer gefischten Meere, sind der eigentliche Nährboden für solch abartige Aufzucht-Methoden durch die Aquakultur. Würden die Verbraucher etwas zurückhaltender essen, auch z. B. kleinere Fisch- und Fleischportionen verzehren anstatt XXL-Portionen, wäre dies sicherlich ein merkbarer und nachhaltiger Beitrag für gesündere Nahrungsmittel. Dass chilenischer Zuchtlachs dermaßen mit Antibiotika und anderen Medikamenten hochgezüchtet wird, ist eigentlich schon pervers.

  9. Patty 15. April 2008 um 12:59

    Wenn es keine Nachfrage nach chilenischem Lachs gibt, kommt bei den Zuchtfarmbetreibern vielleicht auch einmal Vernunft ins Spiel und es beginnt ein Umdenken und eine öko-bewußtere Aufzucht der Lachse. Anders sehe ich schwarz für die Umwelt und die Verbraucher. Solche Umweltsünden bleiben nicht unbestraft.

  10. Volker 2. Mai 2008 um 18:43

    Bei uns gibt es eigentlich nur Bio-Lachs. Das andere hochgezüchtete Zeug schmeckt uns überhaupt nicht. Jetzt weiß ich auch warum. Schon beim lesen des informativen Beitrages kann es einem schlecht werden. Antiobiotika als Beigabe zum Essen, nein danke.

  11. Bongo Wongo 9. Juli 2008 um 12:50

    Was ist heute schon noch gesund? Wenn die Leute wüssten, wie es dem Hähnchenschenkel wohl in seinem Leben ergangen ist, könnten sie ihn sicherlich auch nicht mehr mit Appetit essen.

    Aber es ist gut, dass Du aufzeigst Patty, dass man sich mit der Auswahl der richtigen Lebensmittel doch noch sein Essen genießen kann. Mit dem Erwerb von hochwertigen Lebensmittel, tut man nicht nur positives für die Umwelt, sondern oftmals auch für den Tierschutz.

    Solche Mißstände müssten viel öfter aufgezeigt werden, die Leute bekommen viel zu wenig mit von der Misere. Heute zählt meist nur der Preis, mit unliebsamen Folgen für Mensch und Natur.

  12. Anatoli 17. November 2009 um 11:52

    Hallo,

    du erzählst hier viel von der Aufzucht von Lachs in Chile. Ich habe auch im Fernsehen gesehen, dass dort wirklich jeder Müll zum Einsatz kommt, nur um Geld mit den Lachsen zu machen.
    Was ist aber mit der Aufzucht von Lachs in Norwegen ? Ich denke die muss viel besser sein als die in Chile. Ich würde auf jeden Fall aufpassen, dass ich zumindest keinen Lachs aus Chile kaufe.

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