Atomausstieg jetzt, Stromkunden handeln

Konsequenzen ziehen aus dem Atomunfall in Fukushima

Die Nachrichten vom Atomunfall in Japan überschlagen sich. Die Situation spitzt sich zu und die Millionenstadt Tokio ist von schwerer radioaktiver Verseuchung bedroht. In Deutschland steigt der Protest gegen Atomkraft und Politiker haben ein Moratorium beschlossen, in dem die Laufzeitverlängerung für einige deutsche Atomkraftwerke für drei Monate ausgesetzt werden soll. Von Experten und aus der Bevölkerung werden Stimmen laut, dies sei nur ein politischer Schachzug, um den Wahlkampf positiv zu beeinflussen. In der Nacht zum 17. März ging das Atomkraftwerk Philippsburg vom Netz. Was nach dem dreimonatigen Moratorium passiert und welche Atomkraftwerke dann doch wieder ans Netz gehen, ist ungewiss.

In der Bevölkerung wächst berechtigterweise die Sorge um die Sicherheit von Atomkraft. Der Stromkunde hat die Möglichkeit, jederzeit zu einem atomfreien Stromanbieter zu wechseln, damit erneuerbare Energien, den Ausstieg aus der Atomenergie und sogar zusätzlich soziale Projekte zu fördern.

Atomkraft, ein nicht kalkulierbares Risiko

Das außer Kontrolle geratene Atomkraftwerk Fukushima belegt unmissverständlich, dass wir Menschen die Atomkraft alles andere als unter Kontrolle haben. Von der ersten Stunde an bekam Japan internationale Unterstützung, um das nach einem Erdbeben und Tsunamis beschädigte Atomkraftwerk wieder unter Kontrolle zu bringen.

Die Meldungen aus Japan hingegen brachten Nachrichten über steigenden Druck in mehreren Reaktoren, Explosionen, Trockenfallen der Abkühlbecken für Brennstäbe, steigende Freisetzung von Radioaktivität und den verzweifelten Kampf von 50 mutigen Menschen, den atomaren Supergau abzuwenden. Hilfsmaßnahmen aus den USA und Europa wurden aufgrund der steigenden Radioaktivität unterbrochen und Hilfskräfte abgezogen. Die Hauptstadt Tokio mit ihren über 35 Millionen Einwohnern sei nicht zu evakuieren, hieß es unterdessen.

Das Szenario, das weltweit in den Nachrichtenkanälen übertragen wird, lässt Ohnmacht bei Menschen weltweit aufkommen. Sie fragen berechtigterweise, warum führende Atomexperten und brillante Wissenschaftler Japan nicht mit adäquaten Lösungen zur Abwehr einer absoluten Atomkatastrophe unterstützen können. Man muss nicht im Atomkraftwerk Fukushima sein, Hightech bietet diverse Möglichkeiten, von jedem Ort der Welt zu agieren.

Völlige Sicherheit ist unrealistisch

Unfälle in Kernkraftwerken können in jedem Land passieren, dass diese Technologie nutzt. Zu glauben, dass Deutschlands Atomkraftwerke und Sicherheitsvorkehrungen für einen Ernstfall besser ausgerüstet seien, als die des Hightech Lands Japan, ist vermessen und wurde von Umweltorganisationen durch Fakten längst als Wunschglaube widerlegt.

Ökostrom, Strom ohne Atomkraft

Deutschland kann ohne seine Atomkraftwerke auskommen, das wurde durch Experten und Umweltorganisationen dargelegt. Deutschland produziert nämlich Stromüberschuss, der ins Ausland verkauft wird. Atomkraftwerke abschalten und ein gezieltes Umschwenken auf erneuerbare Energien ist keine Utopie, sondern ohne Weiteres machbar für unser Land, das in der Welt führend im Bereich Umwelttechnologie ist.

Der Wechsel zu atomfreien Anbietern ist einfach und unproblematisch

Nachfrage bestimmt den Markt, das ist auch beim Strom aus der Steckdose so. Wenn sich immer mehr Stromkunden für atomfreien Strom entscheiden, werden die Stromanbieter mittelfristig nachziehen.

Der Stromkunde hat viel mehr Einfluss, als er vermutet, und ein Wechsel zu Stromanbietern, die völlig ohne Atomenergie produzierten Ökostrom liefern, ist leicht. Eine Entscheidung kann zu jeder Zeit getroffen werden und die Anbieter übernehmen Formalitäten. Angst davor, dass während des Wechsels plötzlich kein Strom da ist, ist unbegründet, das garantieren die atomfreien Stromanbieter.

Einige Anbieter für atomfreien Strom und Infowebseiten über Ökostrom

Atomfreier Ökostrom muss nicht teurer sein als Atomstrom, und damit man keine unliebsame Überraschung erlebt, gibt es im Internet Plattformen, auf denen man die Kosten, die auf einen zukommen, kalkulieren kann.

Was viele nicht wissen: Unter den Ökostromanbietern gibt es für den Stromkunden nicht nur Optionen, Strom aus unterschiedlichen erneuerbaren Ressourcen zu wählen, man hat zusätzlich die Möglichkeit, sich für Anbieter zu entscheiden, die soziale Projekte unterstützen.

Einige Beispiele:

Verivox Ökostrom Kalkulator

Auf der Webseite von „Verivox“ kann man die Preise für Ökostrom unter die Lupe nehmen und gleichzeitig ermitteln, was man bei einem Wechsel zu einem Ökostromanbieter im Vergleich zum jetzigen Anbieter zahlen muss.

Preisvergleich Ökostrom

„Atomfreier Strom“ ist eine weitere Plattform, auf der Privatkunden und Geschäftskunden Preise vergleichen und die Stromkosten für den eigenen Verbrauch durchkalkulieren können.

Greenpeace Energy

Die Umweltorganisation Greenpeace hat eigens eine Genossenschaft gegründet, um Ökostrom anzubieten. „Greenpeace Energy“ entwickelt gleichzeitig innovative Projekte. Eines davon ist das Hamburger „CarSharing Pilotprojekt“, bei dem vier, ausschließlich mit Ökostrom betriebene Elektroautos zum Einsatz kommen.

Lichtblick

Der Anbieter „Lichtblick“ bietet Strom aus erneuerbaren Energien an und garantiert, dass der Strom nicht aus Atomkraftwerken oder Kohlekraftwerken stammt.

Es gibt zahlreiche weitere Anbieter und es lohnt sich, die verschiedenen Angebote zu studieren, aus welchen erneuerbaren Energien deren Strom konkret stammt und es ist interessant nachzulesen, wie sich die einzelnen Ökostromanbieter sozial und für die Umwelt engagieren.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 17. März 2011

PureNature hat den Wechsel zu atomfreiem Strom vor rund drei Jahren vollzogen. Probleme bei Wechsel zu „Lichtblick“ gab es nicht. Die Mitarbeiter von PureNature helfen außerdem mit großem Enthusiasmus dabei, Möglichkeiten zu finden Energie einzusparen, Arbeitsabläufe energieeffizienter zu gestalten und wo immer es möglich ist, Ressourcen zu schonen.


4 Kommentare zu “Atomausstieg jetzt, Stromkunden handeln”

  1. Tim 31. März 2011 um 13:07

    Ganz ehrlich: Atomkraft hin oder her. Ich finde es ganz schön schwach, wie die Naturkatastrophe in Japan jetzt hier in Deutschland instumentalisiert (man könnte auch sagen missbraucht) wird, um für ein politisches Thema Stimmung zu machen. Ich habe das Gefühl, 99% der Leute, die gegen Atomkraft protestieren oder gar demonstrieren, haben gar keinen Plan von den Zusammenhängen. Was hätte es ökonomisch für Folgen, wenn wir alle Atomkraftwerke abschalten? Glaubt jemand ersthaft, wir können den gesamten Strombedarf durch regenerierbare Ressourcen decken? Nein, zumindest nicht in den nächsten 20 Jahren. Und was würde das also bedeuten? Wir verbrennen weiter schön Erdöl und Erdgas, oder wir holzen Wälder ab um das Holz als Brennstoff zu nutzen und die gewonnenen Ackerflächen zum Anbau von Rapsöl zu missbrauchen? Auch nicht so knorke für die Umwelt, oder?! Und welche Auswirkungen hat diese Verknappung von „normalen“ Ackerbauflächen zu Gunsten von Rapsöl etc. für alltägliche Nahrungsmittel? Ist jeder der Atomkraftgegner bereit 20% mehr für sein Weizen-Brot zu zahlen? Wieviele Leute kaufen denn immer noch alle oder zumindest den Großteil ihrer Lebensmittel so günstig wie möglich? Wer achtet auf regionalen Anbau, Bio und Fairtrade? Sicher immer mehr Menschen, aber genau so sicher immer noch eine kleine Minderheit.
    Ich habe das Gefühl, hier führen viele Leute lautstarke Herdentrieb-Diskussionen, obwohl sie nicht die Bohne Ahnung vom Thema haben… Bin ich da der Einzige, der so denkt???
    Fragende Grüße, Tim

  2. Christine 31. März 2011 um 14:11

    Also ich bin jetzt erst im Zuge der traurigen Ereignisse in Japan so richtig auf das Thema Atomkraft aufmerksam geworden. Ich habe gleich gehandelt und bin zu einem Ökostromanbieter gewechselt. Man zahlt kaum mehr und tut dabei etwas Gutes, finde ich. Grüße, Christine

  3. Hilde 13. April 2011 um 15:15

    Zu dem was Tim geschrieben hat kann ich nur sagen, dass „wir“ für unseren Wohlstand nicht nur bisher Wälder abgeholzt und unsere Mutter Erde an den Rand des Ruins bereits getrieben haben, nein, „wir“ suchen weiter nach Möglichkeiten, um noch mehr Ackerbauflächen dazuorganisieren zu „müssen“, siehe E10. Ich selbst frage nicht mehr nach „hätten“ und „würden“, und was die Anderen denken, sondern ich habe eine Grundeinstellung und die nehme ich ein. Heißt, ich habe reagiert nach dem entsetzlichen Vorkommnis in Japan und unterstütze mit meinem Geld keine Atomenergie mehr,kaufe auch kein E10, weil ich nicht will, dass ein Nahrungsmittel im Autotank verbrannt wird und dazu noch Ökosprit sagen. Wenn man was ändern will, muss man handeln, ansonsten machen die mit uns ewig was sie wollen (Stuttgart 21 war nur der Anfang). Egal wie lange es dauert, wenn ein Anfang gemacht ist, werden auch die ganz Langsamen mal was einsehen müssen. Die Regierung muss merken, dass wir sie gewählt haben und auch gefragt werden wollen. In der Schweiz wird alles Wichtige mit Volksbefragung entschieden. Wir lassen uns ewig abzocken, belügen, manipulieren und uns sagen, dass, wenn ein Atomunfall ist, wir mehr Strahlung vertragen als sonst, und glauben das noch, weils ja die Regierung gesagt hat. Wir sind wahrscheinlich das dumme Volk, mehr nicht. Was die Anderen denken und machen ist mir egal, ich ziehe meine Schlussfolgerungen und handle und habe eine feste Meinung, damit ich mit mir selbst im Reinen sein kann. Ich habe da auch noch nicht falsch gelegen. Als es los ging mit Fukushima hat es geheißen, das ist alles nicht so schlimm und die Japaner kriegen das in den Griff. Da habe ich schon gesagt, dass das der Supergau wird und heute ist er da. Jedoch wird auch heute noch von „hochstens so schlimm wie Tschernobyl“ gesprochen. Die Strahlung ist aber um das über 100-fache höher, weil es nicht nur ein Reaktor ist, aus dem Radioaktivität austritt, sondern 4.
    Was kann ich anderes gegen die Blödheit der Politiker machen, die unser Geld verschlingen, als für mich nach der best möglichen Alternative zu suchen? Und das mache ich weiterhin.

  4. Gisela 14. Juli 2011 um 12:03

    Es war ein sehr tragisches Unglück in Japan, von dem jetzt leider nur noch sehr wenig berichtet wird. Aber wenn die Sache etwas Gutes hatte, dann dass sehr viele Menschen in Deutschland ihre Meinung zum Thema Atomkraft geändert haben. Alternative Stromanbieter und ihre Kunden wurden doch immer als Ökos abgestempelt. Jetzt ist es aber „in“, etwas für den Umweltschutz zu unternehmen. Jeder sollte den Wechsel zu einem anderen Stromanbieter überdenken.

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