Umweltverbände fordern radikale Änderung im Umgang mit Pestiziden

In ländlichen Regionen gehören Bauern mit Traktoren und riesigen Auslegern, die Pestizide und Herbizide versprühen, zum alltäglichen Landschaftsbild. In Weinregionen ist es ähnlich, auch dort werden hochgiftige Pestizide ausgebracht, häufig sogar mit Gebläsen vernebelt. Den Anwohnern solcher Gegenden geht es oft nicht gut. Wissenschaftliche Studien belegen zunehmend Zusammenhänge zwischen Pestiziden und typischen Krankheitsbildern in solchen Regionen, z.B. Parkinson und andere neurodegenerative Erkrankungen. Drei deutsche Umweltverbände haben heute die nachfolgende Pressemitteilung herausgegeben und mahnen zur rigiden Änderung der herrschenden Situation.

 

Pestizide haben Folgen für Gesundheit und Umwelt

Gemeinsame Presseinformation des Pestizid Aktions-Netzwerks (PAN), des Naturschutzbund Deutschland (NABU) und Greenpeace: 

Mehr Schutz vor Pestiziden – Der Countdown läuft  Umweltverbände fordern klare Zielvorgaben im neuen Pestizid-Aktionsplan 

Hamburg/Berlin, 22.06.2009. Klare und verbindliche Ziele zum Schutz von Natur und Umwelt sowie der Gesundheit von Verbrauchern und Anrainern fordern Umweltverbände im Vorfeld der morgen in Potsdam beginnenden Veranstaltung des Bundeslandwirtschaftsministeriums zur Risikoreduktion beim Pestizideinsatz.  

Das Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN Germany), der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und Greenpeace setzen sich in einer gemeinsamen Stellungnahme dafür ein, dass der Einsatz von Pestiziden innerhalb der nächsten fünf Jahre um dreißig Prozent reduziert wird.

Susan Haffmans von PAN: „Dabei ist wichtig, dass der Einsatz von Pestiziden mit besonders bedenklichen Wirkstoffen, z. B. solche, die krebserregend oder hormonell wirksam sind, innerhalb der nächsten 10 Jahre beendet wird. Sie müssen durch weniger problematische Wirkstoffe und durch nicht-chemische Alternativverfahren ersetzt werden.“  

Darüber hinaus fordern die Verbände eine deutliche Verringerung der Schäden des chemischen Pflanzenschutzes an Nichtziel-Organismen und schützenswerten Habitaten sowie ein Verbot der Anwendung aller chemisch-synthetischen Pestizide durch Laien. „48% unseres Grundwassers ist mit Pestiziden belastet, Amphibien werden durch Pestizide direkt geschädigt und ehemals häufige Vogelarten wie die Feldlerche finden in Ackerbauregionen nicht mehr genügend Nahrung. Wir brauchen dringend bessere Vorgaben zum Schutz der Biodiversität vor Pestiziden“, so Florian Schöne vom NABU. 

Zukünftig sollen in der EU die Risiken des Pestizideinsatzes und die Abhängigkeit von Pestiziden in der Landwirtschaft reduziert werden. So sieht es die neue EU-Gesetzgebung vor. Deutschland muss die Vorgaben aus Brüssel nun mit einem Nationalen Aktionsplan umsetzen. „Es kann nicht sein, dass VerbraucherInnen tagtäglich Lebensmittel zu sich nehmen, die besonders gefährliche Pestizide enthalten“, sagt Manfred Santen von Greenpeace.  

Eine weitere Forderung der drei Organisationen betrifft die Umstellung auf Anbauverfahren, die ohne chemisch-synthetische Pestizide auskommen. Der ökologische Landbau schafft das. Deshalb sollte es nach Ansicht der Umweltverbände einen jährlichen Zuwachs an ökologisch bewirtschafteten Flächen von 20% geben.  

Gemeinsame Presseinformation des Pestizid Aktions-Netzwerks (PAN), des Naturschutzbund Deutschland (NABU) und Greenpeace, 22. Juni 299


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