Unbequemer Umweltmediziner aus Trier erhielt Zivilcouragepreis

Am vergangenen Samstag erhielt der Trierer Neurologe Dr. Peter Binz in Bodenwerder bei Hameln den Zivilcouragepreis der Solbach- Freise Stiftung. Der jährlich vergebene Ehrenpreis wurde an Dr. Binz für sein langjähriges, herausragendes und tapferes Engagement für chemikaliengeschädigte Menschen aus allen Lebensbereichen vergeben. Seit Jahrzehnten setzt der Arzt von der Mosel sich insbesondere für Arbeiter ein, die in Betrieben durch Chemikalien zu Schaden kamen. Mancher Betrieb verbesserte durch seinen Einfluss die Arbeitsbedingungen und sorgte so nachhaltig für gesündere Arbeitsplätze. Menschen aus ganz Deutschland waren zu der Vergabe des Ehrenpreises angereist und wohnten der harmonischen, musikalisch untermalten Preisverleihung bei.

Letztendlich Ehrung für unbequeme Wahrheit
Es hat sich viel bewegt durch den gerechtigkeitsbewussten Trierer Arzt, der es nicht akzeptieren kann, dass ausgerecht die Menschen, die die Arbeit in unserem Land verrichten, im Schadensfall leer ausgehen und oft auf das Schlimmste schikaniert werden. Durch seine Einstellung bekam Dr. Binz in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer wieder härteste Repressalien durch Verursacher, Versicherungen, Behörden und sogar Standeskollegen zu spüren. Für die Solbach- Freise Stiftung war er, insbesondere wegen seiner unbeugsamen Selbstverpflichtung seinen Patienten gegenüber, der richtige Kandidat für den mit 4.000 € dotierten Zivilcouragepreis in diesem Jahr. In ihrer Laudatio stellte die Gründerin der Stiftung, Anne Solbach- Freise, diese Beweggründe umfassend dar.

Die Zeit liefert die unwiderlegbaren Beweise
Arztkollegen, Wissenschaftler, Selbsthilfegruppenleiter für Chemikaliengeschädigte, Patienten und gerechtigkeitsbewusste Menschen, sie alle waren aus ganz Deutschland angereist, um der Vergabe des Zivilcouragepreises „Demokratie wahren – Zivilcourage zeigen“ an Dr. Peter Binz beizuwohnen.

Tief betroffen folgten die Anwesenden den Worten des Preisträgers, der von seinen Patienten und den Ereignissen der vergangenen Jahrzehnte berichtete. Mancher Zweifel seiner Gegner ist durch erschütternde Tatsachen widerlegt worden. Wenn fast alle Arbeiter eines Werkes, manchmal sogar alle, durch bestimmte Chemikalien verstorben sind, gibt es keine plausible Basis mehr für Zweifel an den Aussagen oder Negieren der Feststellungen des fachlich hochkompetenten Arztes. Das einstige Unterstellen von Simulantentum, Gefälligkeitsgutachten gegen die Opfer, Fehlen von epidemiologischen Studien und dass es so gut wie nie behördlichen Nachforschungen gab, erscheint bei diesem Hintergrund unentschuldbar.

Statt Zweifel an der Glaubwürdigkeit – Solidarität
Für die Patienten selbst gab es nie einen Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Dr. Peter Binz. Sie gingen sogar mehrfach auf die Strasse für ihren Arzt, der vielen von ihnen das Leben gerettet hatte. Während der Feierlichkeit in Bodenwerder wurde hierzu sinnbildlich eine Filmdokumentation aus dem Jahr 1997 gezeigt. Damals hatten die Gegner mit vereinten Kräften versucht, zu erwirken, dass Dr. Binz die Approbation entzogen würde. Mehrere Hundert Patienten aus allen Teilen Deutschlands waren nach Mainz angereist, um gegen das Unrecht gegenüber ihrem Arzt zu demonstrieren und ihre Solidarität zu bekunden. Einige der damaligen Demonstranten sind zwischenzeitlich an ihren schweren Chemikalienschädigungen verstorben. Der Filmbeitrag rührte daher manche der anwesenden Betrachter zu Tränen.

Verfolgung ist der Alltag für Überbringer unliebsamer Botschaften
Damals entschied das Gericht, dass Dr. Binz für seine Patienten eingetreten sei und keine Absicht bestand, jemandem Schaden zuzufügen. Dennoch verhalten sich die Kostenabwehrer eher so, wie die Stifterin, Frau Solbach Freise, es treffend formulierte: „Nicht die Botschaft ist das Übel, sondern ihr Überbringer“, und der soll büßen. Einfach ist eine solche Verfolgung über mehrere Jahrzehnte nicht zu erdulden, dass kann die ganze Familie Binz bekunden. Allen Familienmitgliedern sitzt es noch in den Knochen, wie auf Intension der KV Trier eine überfallartige Durchsuchung der Praxis- und Wohnräume von Dr. Binz erfolgte und alle Patientenakten beschlagnahmt wurden. In der Laudatio wurden daher auch der hohe Einsatz von Frau Binz und der große Zusammenhalt der Familie besonders hervorgehoben, ohne die der widerständige Arzt die ehrverletzenden und existenzbedrohenden Vorwürfe der Kassenärztlichen Vereinigung Trier im vergangenen Jahr hätte nicht durchhalten können.

Ein Leben für Patienten und Aufklärung
Im Leben des Dr. Binz gibt es neben Ehrlichkeit zwei wichtige Dinge: Seine große Familie und seine Patienten. Auch zukünftig wird sich der in der Umweltmedizin weltweit geschätzte Arzt der Aufklärung von Gesundheitsschäden durch Chemikalien widmen und, wenn er aus dem Berufsleben aussteigt, darüber schreiben. Ganz gemäß seiner Lebensphilosophie: „Allem voran der Patient“, wird das Preisgeld des Zivilcouragepreises den Opfern von Chemikalienschädigungen zugute kommen.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 20.11.2007

Presseinformation:
Weitere Informationen, Bild- und Videomaterial können bei CSN – Chemical Sensitivity Network, csn.deutschland@gmail.com angefordert werden.


9 Kommentare zu “Unbequemer Umweltmediziner aus Trier erhielt Zivilcouragepreis”

  1. Janik 20. November 2007 um 18:20

    Wenn es einer verdient hat, dann Dr. Binz.
    Herzlichen Glückwunsch und weiterhin viel Kraft!

    Vielen Dank an Dich Silvia für den Bericht und die Photos. Damit konnte ich doch etwas „dabei sein“.

  2. Molly 20. November 2007 um 22:26

    Dr. Binz hat die letzte Zeit, sowie auch in früheren Jahren, viel einstecken müssen. Er ist uns Chemikaliengeschädigten nie in den Rücken gefallen, im Gegensatz zu vielen anderen Ärzten. Dr. Binz zeigt viel Mut und hat ein enormes Durchhalteverögen. Ich freue mich sehr, dass ihm diese ehrenvolle Auszeichnung zuteil wurde.

    Für seine Zivilcourage, die er all die Jahre bewiesen hat, hat ER diese Ehrung wirklich verdient!

  3. mafred heinz, bleialf 9. Dezember 2007 um 11:15

    im jahre 2000 beendete ich auf anraten von herrn dr. binz meine tätigkeit als schwimmmeister. vieleicht verdanke ich diesem schritt mein leben. herzlichen glückwusch zu der ehrung.

  4. Silvia 14. Dezember 2007 um 19:11

    Gerade letzte Woche gab mir jemand einen Bericht über die Schließung von Schwimmbädern. Tausende sollen in Deutschland zugemacht werden. Warum wohl?! Baufälligkeit alleine wird es nicht sein. Die Folgen von Chlor werden in der Wissenschaft immer deutlicher ausgesprochen, gerade auch die Folgen für Schwimmbadpersonal und Schwimmer die regelmäßig trainieren. Da lob ich mir unser herrliches Naturbad.

  5. R. Felten 17. März 2008 um 12:42

    Verehrter Herr Dr. Binz,

    wenn ich nun Meinen Herzlichen Glückwunsch zu dieser Ehrung ausdrücke, so ist das eigentlich nicht richtig formuliert, denn

    ein Glück ist das ja eigentlich nur untergeordent, sondern es ist ein absolutes MUSS, dass dieser Preis der Stiftung an Sie vergeben wird.

    Hätte ich Geld für eine Stiftung, um Preise für ausgesprochen ehrenhafte ärztliche Tätigkeit zu stiften, dann würden Sie sicher, an erster Stelle, damit bedacht zu werden.

    So nutze ich diesen Weg, um Ihnen meinen Respekt und Hochachtung mitzuteilen.
    Und bin auch dankbar, dass es Menschen gibt, die mit nützlichen Stiftungen, auch im Sinne für Patienten, Aufmerksamkeit erzeugen, und für junge Ärzte ein berufsauffassender Wegweiser sein können.

    Herzlichen Grüsse
    Felten

  6. Marcel S. 4. August 2008 um 09:54

    An anderer Stelle habe ich gelesen, dass das Verfahren um Dr. Binz immer noch nicht beendet ist. Unvorstellbar ist die ganze Angelegenheit für mich, denn Dr. Binz rechnet eher zu wenig ab als einen Cent zuviel. Ich habe Dr. Binz als einen ehrlichen Menschen kennengelernt, um so erstaunlicher empfinde ich, dass das Verfahren gegen ihn so unnötig in die Länge gezogen wird. Es ist mehr als ein Skandal, wie Ehrlichkeit in diesem Land geächtet wird.

    Im CSN-Blog kann man Dr. Binz kann man den aktuellen Stand nachlesen und ihm Solidarität bekunden. Von dieser Möglichkeit sollten wir eifrig Gebrauch machen und somit Dr. Binz für das danken, was er für uns in Kauf genommen hat und ihn somit unterstützen.

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/07/31/strafanzeige-und-das-zivilrechtliche-verfahren-gegen-dr-peter-binz-hintergruende/

    All das hat er nicht verdient. Die Auszeichnung mit dem Zivilcouragepreis ist eine wunderbare Sache, ich finde jedoch, Dr. Binz hat entschieden mehr verdient.

    Danke Dr. Binz für Ihre Ehrlichkeit und dafür, dass Sie immer zu uns gehalten haben. Meine Familie und ich sind erschüttert, dass Ihnen noch keine Gerechtigkeit widerfahren ist.

    Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie weiterhin viel Kraft und alles Gute,

    Ihr Marcel S.

  7. Dora 25. Mai 2009 um 22:01

    Ein fairer Arzt, der seinen Berufsstand noch ernst nimmt.
    Wo chronisch kranke Menschen noch ein Ohr finden. Leider gibt es von diesen Ärzte viel zu wenig.

    Ich möchte Ihnen hiermit, meine Hochachtung aussprechen. Sie wären für mich ein Arzt,dem ich wieder Vertrauen schenken könnte.

    Ich wünsche Ihnen viel Kraft, um noch lange den chronisch Kranken Menschen helfen zu können.

    Mit freundliche Grüße

    Dora

  8. PUBLICUS TREVERENSIS - Kleine Trierer Webzeitung 15. Juni 2010 um 15:02

    Trier: Staatsanwalt erhebt Anklage gegen den bundesweit bekannten Trierer Arzt Dr. Peter Binz…

    Trier. Viereinhalb Jahre hat die Staatsanwaltschaft ermittelt. In der Zwischenzeit wurde mehrfach über die Vorgänge berichtet. Nun klagt sie den überaus beliebten und bundesweit bekannten Mediziner Dr. Peter Binz an. Das bestätigte der Leitende Ober…

  9. Ulrich Kircheis 1. März 2016 um 16:52

    Ohne Dr. Binz hätte ich nicht oder nur schwer mein Schicksal als DDR-Feuerwehrmann erkannt, und auch überlebt, da ich richtige Schritte zur Verbesserung
    fand dank seiner Hilfe. (Rollstuhl oder Tod) Ich bekam PCB nach Trafobrand ab, bei dem ich nur nur mit Kohlemaske war. Mein Kamerad der FFW überlebte ihn nur wenige Jahre. Ich schaffte anscheinend da war es geringer belastet war. Heute lehnt die Krankenkasse Fahrkosten zur Behandlung ab. Ich lebe von einer Altersrente im Sozialhilfehöhe.

    freundliche dankbare Grüße Ulrich Kircheis

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