Schluss mit Duftstoffen in schwedischen Krankenhäusern

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Nachdem es in den USA und Kanada bereits viele Krankenhäuser, Schulen und Universitäten gibt, die Duftstoffe wie Parfüm, Deo, After Shave, Weichspüler, etc. verbieten, soll nun auch in Schweden Vernunft zum Wohle der Gesundheit eintreten. Insbesondere sollen Personen mit Allergien und Multiple Chemical Sensitivity (MCS) durch ein Duftstoffverbot geschützt werden. Diese Personengruppen erleiden bei minimalem Kontakt bereits leichte bis sehr schwere Symptome, die von Kopfschmerzen, Hautreaktionen, asthmatischen Beschwerden bis zu Schockreaktionen reichen können.Die Krankenhausbehörde von Göteborg/Schweden bereitet derzeit einen Maßnahmenkatalog vor, der Duftstoffverboten in den USA nachkommt. Parfüms und andere stark duftende Produkte des persönlichen Bedarfs sollen in Krankenhäusern verboten werden. Insgesamt 49 Gemeinden in der Region Göteborg streben die Einführung eines vollständigen Duftstoffverbotes an, war von der schwedischen Online Zeitung „The Local“ zu erfahren.

In den USA gibt es bereits seit Jahren zahlreiche Krankenhäuser, die von medizinischem Personal, Patienten und Besuchern strikt einen Verzicht von Duftstoffen fordern. Gleiches gilt für über 30 Universitäten, die über ihren ganzen Campus Duftstoffverbot verhängt haben, aus Rücksichtnahme für allergische und chemikaliensensible Studenten und Mitarbeiter.Der Grund des Duftstoffverbotes an schwedischen Krankenhäusern liegt darin, dass ca. 6% der Bevölkerung des Landes bereits unter einer Hypersensibilität gegenüber Duftstoffen leidet. Das kommt bisherigen amerikanischen und kanadischen Erhebungen nahe, auch dort leiden immer mehr Menschen unter körperlichen Beschwerden, wenn sie mit Duftstoffen bereits in geringer Konzentration in Kontakt kommen. Dies hat sogar ganze Städte, bspw. Flagstaff oder Calgary, dazu bewogen, den Duftstoffen den Kampf anzusagen. Kein leichtes Unterfangen, denn die Duftstoffindustrie steht sofort Gewehr bei Fuß und versucht mit Gegenkampagnen solche Bestrebungen zu unterbinden.In der Region Göteborg werden von dem geplanten Duftstoffverbot in Krankenhäusern etwa 50.000 Angestellte betroffen sein, hinzukommen Patienten, die in den medizinischen Einrichtungen Behandlung bekommen. Eine sinnvolle Maßnahme, wenn man bedenkt, dass viele Parfüms aus mehreren Hundert chemischen Einzelsubstanzen bestehen, die kranke Menschen leichter beeinträchtigen und deren Genesung verzögern oder in Frage stellen können. 

 

Die international bekannte schwedische Wissenschaftlerin Eva Millqvist teilte gegenüber TV4 mit, dass man bisher nicht vorhabe, Duftstoffverbotsschilder an den Türen anzubringen, stattdessen wolle man eine breit angelegte Informationskampagne durchführen, in der Hoffnung, dass Krankenhauspersonal und Patienten der neuen Regelung Respekt erweisen und auf Duftstoffe verzichten. Prof. Millqvist ist seit Jahren in die Forschung über Reaktionen auf Duftstoffe involviert und publizierte einige sehr wichtige Erkenntnisse auf diesem Gebiet. Durch ihre Forschung konnte mehrfach belegt werden, dass Chemikaliensensitivität organische Ursachen hat.
In Deutschland steht man Duftstoffverboten bisher konträr gegenüber. Außer drei Warnmeldungen des Umweltbundesamtes erfuhren Allergiker und MCS Erkrankte bisher keine Unterstützung. Im Gegenteil, die Zahl der öffentlichen Gebäude und Krankenhäuser, die Duftstoffvernebler installieren, nimmt zu, sehr zum Leidwesen von Menschen, die auf diese Duftstoffchemikalien reagieren.

 

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, März 2008 

8 Kommentare zu “Schluss mit Duftstoffen in schwedischen Krankenhäusern”

  1. Bongo Wongo 13. Mai 2008 um 22:04

    Durch diese Ignoranz wird bewirkt, dass auch zukünftig in Deutschland mit einer rasant ansteigenden Zahl von Duftstoff-Allergikern und MCS-Patienten zu rechnen ist.

    Allerdings scheint man neue Krankheitsfälle sichtlich in Kauf zu nehmen, wie das konträre Verhalten bzw. die Passivität in Bezug auf die Warnungen des Umwelbundesamtes bestätigt. Die Hauptsache scheint zu sein, der Duftstoffindustrie stets ansteigende Gewinne zu sichern.

  2. Joachim 14. Mai 2008 um 08:50

    Seltsam, dass solch gute und vorausschauende Entscheidungen nur im Ausland möglich sind. Das kann man nicht begreifen, dass Duftstoff-Allergiker in Deutschland , deren Zahl leider stark ansteigende Tendenz zu verzeichnen hat, nicht einmal in ein deutsches Krankenhaus zur Behandlung gehen können.

    Das Personal in deutschen Kliniken müsste zumindest duftstofffrei sein, ebenfalls die zum Einsatz kommenden Reinigungsmittel.

    Diese Maßnahmen dürften doch eigentlich kein Problem darstellen, wie ich meine.

  3. Oscar 20. Mai 2008 um 18:40

    Unsere Nachbarn haben nicht nur bei der Pisa-Studie die Nase vorn, sondern agieren auch in anderen Lebensbereichen mit großem Menschenverstand.

    In Deutschland müssen die Verantwortlichen womöglich noch ein paar Nachhilfestunden nehmen, um auch auf den Trichter zu kommen, dass chemische Duftstoffe in Krankenhäusern nichts verloren haben.

  4. Molly 22. Mai 2008 um 23:28

    Synthetische Duftstoffe, die letztendlich nichts anderes als Chemikalien darstellen, haben meiner Meinung nach in Krankenhäusern nichts zu suchen. Warum hört man von solch positiven Meldungen, wie von den duftstofffreien Kliniken, immer nur aus dem Ausland?

    In Deutschland herrschen schlechte Bedingungen für Allergiker und MCS-Kranke. Hier muss noch einiges aufgearbeitet werden. Dann klappt es auch besser, mit den Geldern im Gesundheitswesen auszukommen. Bei uns in Deutschland wird einmal wieder am falschen Ende gespart. Dass Duftstoffe krank machen können ist schließlich schon viele Jahre kein Geheimnis mehr, denn die Warnungen des UBA sind nicht erst von heute oder gestern sondern existieren seit vielen Jahren, ohne dass sie eine Reaktion im Kreise der Verantwortlichen hervorgerufen hätten.

    Die vielfältigen Meldungen des UBA bestätigen die Brisanz des Themas Duftstoffe. Daher frage ich mich schon sehr lange, warum geschieht nichts in Richtung Duftstoffverbot? Schließlich möchte man sich im Krankenhaus nicht noch zusätzliche Erkrankungen einfangen. Die Zahl der Duftstoff-Allergiker ist massiv im Ansteigen, die Zahl der MCS-Patienten auch.

    http://www.umweltbundesamt.de/gesundheit/stoffe/duftstoffe.htm

    http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/2006/pd06-035.htm

    http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/2004/pd04-064.htm

    http://www.umweltbundesamt.de/chemikalien/waschmittel/trends.htm

    http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/2008/pd08-033.htm

    http://www.umweltbundesamt.de/chemikalien/waschmittel/fragen.htm

  5. Patrick 9. Juli 2008 um 13:08

    Dass Duftstoffe in Deutschlands Krankenhäusern erlaubt sind, ist mir unbegreiflich.

    Ich habe mir die ganzen Links die Molly hier eingestellt hat zu Gemüte geführt und ich muss sagen, es ist der Oberhammer, was da auf uns alle losgelassen wird. Obwohl allen Entscheidungsträgern bekannt sein dürfte, die Meldungen des UBA sind ja nicht mehr ganz frisch, sind Chemikalien in Form von Duftstoffen usw., in Krankenhäusern erlaubt.

    Also das begreife ich nun wirklich nicht, sogar Ärzte verwenden Duftstoffe intensivst. Sie müssten es eigentlich besser wissen.

    Alle Achtung vor Schweden, die machen wenigstens Nägel mit Köpfen.

  6. manfred 26. August 2008 um 05:53

    Beduftung öffentlicher Gebäude, Anstalten, Anstaltswäsche … – ist das nicht ein Fall für den Juristen? Ich denke da an solche Kategorien wie Nötigung, Freiheitsberaubung, Einschränkung fundamentaler Rechte wie das auf Unversehrtheit.

  7. Portraitmaler 29. August 2008 um 00:09

    Es ist immer wieder erstaunlich, dass es wirklich Themen gibt, die einen wirklich nachdenklich stimmen. Warum ist denn bei uns immer alles so kompliziert?

  8. Morgenstern 31. August 2008 um 21:05

    Sehe ich genauso, Zwangsbeduftung ist Körperverletzung, bei den Duftstoff-Chemikalien!

    Es wäre die einfachste Sache der Welt, gesunde duftstofffreie Putzmittel in Krankenhäusern sowie anderen öffentlichen Gebäuden zu verwenden. Genauso leicht könnte das gesamte Personal an Kliniken auf Duftstoffe verzichten, oder? Damit wäre vielen Kranken aber auch Gesunden gedient.

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