Ein-Euro-Job für Allergologen?

Allergologen verzweifeltAllergologie in der Vertragsarztpraxis vor dem Aus

Der Ärzteverband der Allergologen und seine Mitglieder stehen Kopf, denn die Leistungen, die der Arzt für seine Arbeit erhält, kann keine Arztpraxis am Leben halten. Für die zunehmende Flut von Allergikern sieht es düster aus, wie die Hintergründe offenbaren, die wir aus nachfolgender Pressemitteilung des ÄDA erfahren.

Ein Vertragsarzt hat für allergologische Diagnostik und Therapie je nach Bundesland und Arztgruppe zwischen 1 und 2 Euro pro Monat zur Verfügung. Damit ist eine qualifizierte allergologische Patientenversorgung nicht mehr möglich.

Ein als Allergologe und Hautarzt tätiger Vertragsarzt in Westfalen-Lippe erhält beispielsweise im 2. Quartal 2009 für jeden Patienten im Monat 5,46 Euro für Regelleistungen (Regelleistungsvolumen). Darin sind alle hautärztlichen Leistungen und alle zusätzlichen Leistungen im Bereich der allergologischen Diagnostik und Therapie enthalten. Der Grundkomplex für jedes Krankenkassenmitglied/Familienmitglied im Alter zwischen 6 und 60 Jahre beträgt 4,47 Euro. Somit bleibt für die speziellen Leistungen der Allergologie nur ca. 1 Euro übrig.

Als Folge verabschieden sich die Vertragsärzte derzeit in großer Zahl von der allergologischen Diagnostik und Therapie. Sie bieten keine betriebswirtschaftlich aufwändigen Testungen mehr an und beginnen keine subkutane Hyposensibilisierungsbehandlung (spezifische Immuntherapie) bei neuen Patienten. Stattdessen werden für die Krankenkassen zwar wirksame, aber teurere Behandlungsformen (Sublingualpräparate) rezeptiert, die der Patient zu Hause anwendet.

Der Ärzteverband Deutscher Allergologen (ÄDA) verfolgt diese Entwicklung mit Sorge, da sie nicht nur der Allergologie mittelfristig schadet, sondern vor allem auch akut betroffenen Allergikern nicht hilft.

Einen Ausweg können die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Krankenkassenvertreter im Bewertungsausschuss bieten: Die allergologischen Leistungen müssen im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) außerhalb des Regelleistungsvolumens gestellt werden. Nur so können allergologisch tätige Fachärzte die spezielle allergologische Diagnostik und Therapie auf einem flächendeckend qualifizierten Niveau halten.


Ein Kommentar zu “Ein-Euro-Job für Allergologen?”

  1. Martin 6. Juli 2009 um 12:56

    Will man auf die Art etwa stoppen, dass Allergien rasant zunehmen? Kurzsichtiger geht es nicht, wenn eine Allergie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird, dann kann Chronifizierung eintreten oder Asthma, chronische Darmentzündung, und und und.

    Außerdem können weitere Allergien sich entwickeln, wenn eine Allergie unbehandelt bleibt. STatt den Allergologen das Wasser zu kappen, sollte man sie besser mit höherem Budget ausstatten, damit sie handlungsfähig sind und ihren Patienten uneingeschränkt helfen können.

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