Ungewöhnlicher Besuch in unserem Naturgarten

Verwilderte Gärten sind wunderschön oder ein Ärgernis für die Nachbarn. Dazwischen gibt es wohl kaum ein Empfinden. Man spürt die Jahreszeiten ganz anders, als in einem pflegeleichten, abwaschbaren Garten, wie ich diese akkuraten langweiligen Anlagen nenne.

Ich liebe unseren Naturgarten, der jeden Tag anders wirkt. Die etwas zu üppige Brombeerhecke die Berge von Früchten produziert, die Felsenbirne und der alte Speierling und natürlich das verwilderte Kräuterbeet. Ich mag auch die frechen Elstern und käme nie auf die Idee sie zu verjagen. Die Eichhörnchen und Kaninchen sind ein besonderer Spaß. Man könnte ihnen stundenlang zusehen, wenn sie nicht so flink wären. Sie dulden sich gegenseitig, necken sich sogar. Es ist genug Platz für alle, das scheinen auch die Vögel so zu empfinden. Als Highlight verwöhnt uns abends die Nachtigall mit ihrem bezaubernden Gesang, wenn sie gut gelaunt ist.

Eines meiner schönsten Erlebnisse in unserem Naturgarten war erst kürzlich. Ein junger Fuchs tauchte auf. Mein Mann hatte mir schon ein paar Tage vorher berichtet, dass er abends nicht schlecht gestaunt hatte und zuerst seinen Augen nicht traute. Ein kleines Füchslein schaute keck auf der Fensterbank sitzend ins Fernsehzimmer und beäugte ihn und das Programm höchst interessiert. Ehrlich gesagt, dass glaubte ich nicht so ganz. Den Beweis bekam ich per Photo prompt unter die Nase gehalten. Kein Zweifel, der Fuchs war echt.

Kurz darauf war ich abends auf der Terrasse und sah im Augenwinkel etwas vorbei schleichen. Da war er, der kleine Fuchs. Was für ein bezauberndes Tier und was für unglaublich schöne neugierige Augen.

Über eine Stunde schlich er um mich herum, strolchte über die Terrasse und schlug sich zwischendrin durch die verwilderte Gehölzinsel. Dann wälzte er sich im Moos unter der alten Fichte, warf einen Ast in die Luft und kämpfte mit ihm. Zugegeben, nicht alle waren so beigeistert wie ich, unsere verwöhnte Katze beäugte die ganze Angelegenheit mit höchstem Befremden, wenn auch mit Toleranz. Madame setzte sich sicherheitshalber auf die Fensterbank und schaute erhaben von oben herab, was da vor sich ging.

Der kleine Fuchs hatte Spaß an uns und versuchte uns zu necken, kam immer wieder auf einen zu, um dann ein paar Meter davor plötzlich einen Haken zu schlagen. Witzig, richtig verschmitzt der kleine Strolch. Bis in die Dämmerung hinein zog uns der kleine Freund in den Bann. Wir fühlten uns eins mit der Natur und gingen richtig ausgeglichen ins Haus, als langsam der Abendnebel aufzog.  

Der kleine Freund kam noch öfters, das war uns klar, wenngleich er nun scheuer geworden ist und wir ihn kaum noch zu Gesicht bekommen. Wer sollte es sonst gewesen sein, der die Gartenschuhe auf der Wiese verstreute, den Gartenschlauch verbissen hatte, als unser kleiner verspielter Freund?


11 Kommentare zu “Ungewöhnlicher Besuch in unserem Naturgarten”

  1. Molly 12. November 2007 um 00:13

    Hallo Silvia,

    das war bestimmt ein bleibendes Erlebnis. Ich kann es nachempfinden, wie sehr Du Dich über den außergewöhnlichen Besuch gefreut hast. Wir haben dieses Jahr ebenfalls ein schönes Tiererlebnis, an das ich wohl noch lange denken werde.

    Als ich nach dem abendlichen Lüften das Fenster im Schlafzimmer wieder schließen wollte, blickte ich in leuchtend braune und vor allen Dingen neugierige Augen. Eine Eule saß auf unserer Antenne, die hinten an unserer Garage angebracht ist. Ich dachte, jeden Moment fliegt sie weg, aber ganz im Gegenteil. Sie sah mich noch lange an und ich konnte sogar noch meinen Mann holen, der das wunderschöne Tier auch noch kurz beobachten konnte.

    Wenige Tage danach stellten wir fest, dass es noch mehr von ihnen gibt, noch zwei Junge. Sie waren etwas weiter hinten in der Fichte unseres Nachbarn und warteten auf ihr Futter. So konnte ich sie oft mit dem Fernglas beobachten. Es war praktisch ein ganzer Sommer mit den Eulen. Denn eines Tages saßen sie sogar in dem Baum vor unserem Haus und schauten neugierig in unsere Gesichter, wenn wir uns vorsichtig vor den Baum stellten, sogar in unser Wohnzimmer! Sie bewegten ihren Kopf in die Richtung, in die wir gingen und blieben sogar beim Rasenmähen dort sitzten.

    Eines Tages stellten wir fest, dass es sogar vier Eulen waren, die unsere Nähe suchten! Wir sind die ganze Zeit von „nur“ drei Eulen ausgegangen. Das hat uns wirklich überrascht! Abends, wenn es langsam dämmrig wurde, ging ich immer schon ganz neugierig, erwartungsvoll und ein wenig aufgeregt in unseren Garten um sie kreisen zu sehen.

    Und das Allertollste war, dass zwei Eulen direkt über mir kreisten, höchstens 2 m über mir. Darüber freute ich mich riesig und dachte, gleich sind sie weg. Aber sie wiederholten dies mehrmals und schauten mir dabei in die Augen. Das war ein ganz besonderes Erlebnis, dass ich niemals vergessen werde!

  2. Silvia 13. November 2007 um 12:33

    Hallo Molly,

    was für ein wunderschönes Erlebnis das Du erleben durftest. Sind die Eulen noch auf Eurem Grundstück zu sehen?

    Das Tiere keine Gefühle haben und nicht spüren, dass man sie mag, glaube ich nicht. Dein Bericht beweist auch wieviel Feingefühl die Tiere besitzen.

  3. Molly 13. November 2007 um 12:59

    Leider sind die Eulen nicht mehr hier. Als die Blätter lichter wurden, waren sie von heute auf morgen verschwunden. Aber nach knapp einer Woche, hat sich eine der vier Eulen, einen Tag lang von mir verabschiedet. Das war auch diejenige die am neugierigsten war. Sie ist sogar mehrere Minuten auf der Wäschespinne hinterm Haus sitzengeblieben, als ich um die Ecke kam und erstaunt stehen blieb. Eine zweite wollte dann zur Landung ansetzten, aber dann entdeckte sie mich und flog davon, die andere hinterher. Aber ich konnte die schönen Tiere sehr oft aus nächster Nähe bewundern. Manchmal blieb ich am Schlafzimmerfenster stehen und wartete, ob sie vielleicht wieder herumfliegen. Dafür wurde ich mehrfach damit belohnt, dass sie genau über mir über unser Haus flogen. Also nicht rechts oder links von mir, sondern genau über mir. Und das Ganze mehrfach hintereinander und mir dabei natürlich wieder in die Augen schauend!

    Das hat mich tief bewegt, wo ich doch auch so tierlieb bin. Leider kann ich kein Tier halten, weil ich es nicht vertrage. Ich könnte aber andererseits kein Tier einsperren. So käme für mich nur ein Kater in Frage, den ich dann rauslassen würde. Aber davon muss ich leider weiter träumen!

  4. Silvia 13. November 2007 um 13:04

    Schade, aber in Gedanken werden Dir diese Tiere immer bleiben. Das Phantastische für mich ist, dass sie Dir tief in die Augen schauten. Einfach wunderschön solche Begegnungen, das versöhnt einem mit der Welt!

  5. Molly 13. November 2007 um 22:35

    Das Erlebnis mit „Deinem“ schönen Fuchs wirst Du sicherlich auch niemals vergessen. Er ist wunderschön und neugierig zugleich.

    Tiere sind einfach toll und sie spüren meiner Meinung nach auch, wenn man sie besonders gerne mag. Das geben sie einem dann zurück. So habe ich es jedenfalls mit „meinen“ Eulen erlebt!
    Molly

  6. Hausgarten.net 29. November 2007 um 11:51

    Hallo Silvia,

    und das du diese Gelegenheit auch noch auf Fotos festgehalten hast … das sieht man selten.

    Wir haben auch einen Fuchs im Ort, der ab und zu in der Nachbarschaft gesehen wird. Er kommt auch tagsüber und streift durch die Gärten. Ein schöner Anblick, zumal man die Tiere wirklich nur selten aus der Nähe sieht und sie in der Regel sehr scheu sind.

    Eulen sind auch wundervolle Tiere. Wir hatten letzten Sommer eine Weile lang eine Nachtigall im Garten. Das war ein wahres Konzert jeden Abend …

    Viele Grüße aus Sachsen,
    Marcel

  7. Molly 12. Dezember 2007 um 20:09

    Heute kann ich sehr erfreut die Fortsetzung der „Eulengeschichte“ erzählen.

    Vorhin lag ich auf der Couch, es war schon dämmrig und schaute aus der Terrassentür. Da sah ich schemenhaft einen großen Vogel, der aber direkt über unserem Dach wieder gedreht haben muss und sofort in die gleiche Richtung flog, aus der er gekommen war. Ich habe nicht genau sehen können was es genau war, ging viel zu schnell. Aber es war ein großes Tier, so viel war klar!

    Neugierig und aufgeregt zugleich lief ich ins Büro. Dort angekommen, sah ich in der Weide unseres Nachbarn eine von meinen geliebten Eulen. Sie sah mit dem Gesicht in meine Richtung und machte die für Eulen so typischen Kopfbewegungen. Lange konnte ich diesem Schauspiel nicht zusehen, denn dann ging es wieder in Richtung unserer Terrasse. Sie überflog das Haus und landete in unserem Baum vor unserem Haus, wo ich sie im Sommer so oft beobachten konnte. Ihr Blick war wieder in meine Richtung gerichtet. Aber so ist sie, meine geliebte Eule und ich denke, sie spürt, wie viel sie mir bedeutet. Nach kurzer Zeit flog sie weiter. Mir kam es so vor, als wolle sie mir heute „hallo“ sagen, weil wir uns schon so lange nicht mehr gesehen haben. Das war ein sehr bewegendes Erlebnis heute Abend.

  8. Silvia 12. Dezember 2007 um 20:31

    Hallo Molly,

    wie schön was Du berichtest!!!
    Das ist irgendwie schon eine Weihnachtsgeschichte. Ich kann es mir richtig vorstellen wie sie Dich anschaute.

    Hast Du einen Namen für Deine Eule? Ich meine, es ist doch schon ein Freund.

  9. Molly 13. Dezember 2007 um 19:40

    Hallo Silvia,

    Da wir dieses Jahr mit vier Eulen verbringen durften, ist es schwierig für mich zu erkennen, welche es genau war, zumal es dämmrig war und ich das schöne Tier nur von drinnen aus gesehen habe.

    Ich schätze aber, dass es die zahmste und neugierigste der vier Eulen war. Die, die mir besonders gut gefällt.

    Freunde sind sie alle für mich, und zwar ganz besondere!

  10. Molly 14. Dezember 2007 um 23:58

    Hallo Silvia,

    hast Du Deinen Fuchs mal wieder gesehen? Er ist wunderschön. Das denke ich jedesmal wenn ich mir hier im Blog Deine tollen Fotos ansehe. Wie schön er immer die Ohren stellt. Außerdem hat er einen besonders liebe Gesichtsausdruck. Den hätte ich auch gerne einmal gesehen.

  11. Molly 29. März 2008 um 16:01

    Neulich beim morgendlichen Zeitung reinholen, hörte ich ein mir sehr bekanntes Geräusch, dessen wohltuenden Klang ich schon lange vermisst hatte. Als ich mich dann umschaute, sah ich eine Eule über die Straße fliegen und in Nachbars Garten in einer großen Fichte landen. Juhu, sie sind noch da meine Freunde!

    Schade, unser Baum hatte den letzen heftigen Sturm nicht überlebt, aber zum Glück gibt es noch große Bäume bei unseren Nachbarn.

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